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EZB - Zinswende in Sicht?


Freitag 07.10.2011 - Rubrik: Wirtschaft


Die Schuldenkrise ist das aktuelle Thema in den Finanznews. Nun denkt auch die EZB (Europäische Zentralbank) laut über eine Zinswende nach und greift zugleich europäischen Banken mit Milliardenhilfen unter die Arme. Es scheint, als ob man die Märkte mit allen erdenklichen Mitteln beruhigen wollte, der DAX stürzt erneut ab und auch aus Griechenland kommen keine positiven Signale. Offen wird nun darüber diskutiert für Griechenland einen Schuldenschnitt anzustreben, eine Rückzahlung der riesigen Kredite scheint mehr und mehr unwahrscheinlich zu werden. EZB-Chef Trichet gab am gestrigen Donnerstag nach der letzten großen Ratssitzung bekannt, dass die EZB ein 40 Milliarden schweres Ankaufprogramm für Pfandbriefe und andere Anleihen aufgelegt habe. Da der Geldmarkt zuletzt stark angespannt gewesen ist, werde man außerdem die Banken mit langfristigen Krediten versorgen. Banken können sich nun mit frischen Krediten versorgen und so ihre Liquidität stärken. Der Leitzins bleibt zunächst unverändert bei 1,5%, aber auch hier denkt man mittlerweile offen über eine Zinssenkung nach.


Möglichkeit der Zinssenkung bleibt offen

Es entsteht mittlerweile der Eindruck, dass EZB-Chef Trichet die Entscheidung über eine Leitzinssenkung gerne seinem Nachfolger Mario Draghi überlassen würde, der im November das Amt des EZB-Chefs übernehmen wird. Damit würde Trichet einer möglichen Fehlentscheidung als "letzte Amtshandlung" aus dem Weg gehen. Die Märkte waren nicht zufrieden und zeigten sich enttäuscht über die Hilfsmaßnahmen der EZB. Der Euro gab zeitweise auf 1,3304 Dollar nach. Experten rechnen aber mit einer Zinssenkung, wahrscheinlich gegen Ende des Jahres. Die EZB hatte dieses Jahr schon zweimal mit einer Leitzinserhöhung versucht der Inflation entgegen zu treten. Zuletzt legte die Teuerungsrate auf 3% zu. Trichet gibt sich zuversichtlich, seiner Meinung nach wie die Inflation in den nächsten Monaten wieder abschwächen und auf die angestrebte Marke unter 2% fallen. Auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer rechnet mit einer Zinswende gegen Ende des Jahres.


Staatsschuldenkrise schwächt die Konjunktur stark

Die Euro-Zone leidet enorm unter der Staatsschuldenkrise, die Abwärtsrisiken steigen zusehends, eine große Ungewissheit prägt die Märkte. Nach leichten Erholungen stürzt der DAX immer wieder ab. Die Aussichten für die Euro-Zone in den nächsten Monaten sind düster. Kaum jemand wagt realistische Prognosen, man gibt sich in nahezu allen Aussagen mehr als vorsichtig, um keine weiteren Risiken einzugehen. Auch in England versucht man die Wirtschaft zu stützen. Die Bank of England hat frisches Geld auf den Markt gebracht, mit 75 Milliarden Pfund will man versuchen den Abwärtskreislauf zu unterbrechen. Die britische Zentralbank beließ den Leitzins auf seinem historischen Tiefstand von 0,5%. In der Euro-Zone versucht man mit allen Mitteln für Stabilität zu sorgen, dies gelingt aber nur bedingt.


Langfristige Refinanzierungsgeschäfte sollen Banken stützen

Die EZB wendet erneut eine Maßnahme an, die sich schon in der Finanzkrise bewährt hat. Aufgrund des großen Misstrauens leihen sich Banken untereinander kaum noch Geld. Man fürchtet schlechte Bilanzen und versteckte Staatsanleihen Griechenlands in den Büchern. Das Risiko eines Zahlungsausfalles wollen viele Banken nicht mehr eingehen. Vor allem die stark belasteten Staaten wie Italien, Spanien und Portugal sind auf Kredite der EZB angewiesen. Kaum eine andere Bank leiht ihnen noch Geld und wenn, dann müssen die Staaten Wucherzinsen bezahlen. Die EZB hat nun zwei langfristige Refinanzierungsgeschäfte freigegeben. In der Finanzkrise standen 60 Milliarden Euro bereit, mit denen die EZB Pfandbrief angekauft hatte. Nun fällt die Summe etwas geringer aus, soll aber den gleichen Effekt erzielen wie damals in der Krise. Das Programm ist aber zunächst bi Oktober 2012 befristet und soll den europäischen Banken nur übergangsweise helfen. Trichet betonte, die Maßnahmen seien keineswegs als langfristige Lösungen anzusehen. Nicht jeder beurteilt die Maßnahmen positiv, denn die EZB steht schon länger in der Kritik Geldpolitik und Finanzpolitik zu stark zu vermischen. Nun wird sie erneut indirekt den Staaten unter die Arme greifen. Ob der Trichet Nachfolger Draghi diese weiterführen wird, steht noch offen. Unterdessen drängt auch Kanzlerin Merkel auf schnelle Bankenhilfe. Bei einer Unterfinanzierung der Banken sei die EU gezwungen schnell zu handeln, um größere Schäden zu vermeiden.


Banken verschärfen Kreditstandards

Unterdessen verschärfen Banken die Kreditstandards. Die Banken in der Euro-Zone haben ihre Vergabebedingungen im dritten Quartal 2011 für Kredite stark verschärft. Betroffen sind Kredite für Unternehmen, Baufinanzierungen für Privatkreditnehmer und Konsumentenkredite. Am stärksten betroffen sind aber Unternehmenskredite und private Baufinanzierungen. Konsumentenkredite sind nur leicht betroffen. Die Kreditnachfrage fiel im dritten Quartal 2011 erstmals wieder ab. Die EZB deutet die sinkende Kreditnachfrage als Unsicherheit der Unternehmen und eine geringere Bereitschaft zu Investitionen. Auch hier ist der Auslöser die Unsicherheit der Finanzmärkte. Auch die Nachfrage an Verbraucherkrediten ist gesunken, die schlechte Verbraucherstimmung drückt ebenfalls auf die Konjunkturdaten. Insgesamt macht sich die unsichere Lage des Euros in nahezu allen Bereichen bemerkbar. Keine guten Aussichten für eine Stabilisierung der Wirtschaft.