Kredit News

Japanische Wirtschaft kurz vor einer Rezession


Montag 14.03.2011 - Rubrik: Wirtschaft

Neben dem unbeschreiblichen menschlichen Leid, das sich mit dem Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami über Japan verbreitet hat, steht das Land auch vor einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt stand auch schon der Naturkatastrophe vor einem wirtschaftlichen Problem. Möglicherweise wird sich die Lage in Japan noch deutlicher verschärfen, Experten vermuten eine Rezession. Mit bangen Blicken schaut die Welt nach Japan, das endgültige Ausmaß der Katastrophe kann noch gar nicht wirklich erfasst werden.


Das Beben erschüttert die japanische Wirtschaft

Infolge des Bebens musste Toyota, der weltgrößte Autohersteller, insgesamt 12 Fabriken in Japan schließen. Nissan stellt die Produktion in seinen vier Werken in Japan komplett ein. Auch Honda ist betroffen, auch hier sollen ab dem heutigen Montag vier Standorte geschlossen werden. Sony stellte die Produktion an sechs Standorten ein. Auch andere europäische Firmen berichten von Einschränkungen aufgrund der eingeschränkten Stromversorgung. Ökonomen machen den Risikofaktor abhängig von der weiteren Lage der Atomreaktoren. Bleibt ein Super-GAU in Japan aus, werden sich die Folgen für die Weltwirtschaft in Grenzen halten. Sollte sich die Lage verschlimmern und es doch zu einem Super-GAU kommen, werden auch die Nachbarländer betroffen sein. Experten befürchten dann, dass die Nachbarländer ebenfalls von einer heftigen Rezession betroffen sein könnten. Inwieweit sich die Lage der europäischen Firmen und der Autobranche auf die Weltwirtschaft auswirken werden, ist auch Experten und Ökonomen noch nicht ganz klar.


Eine Katastrophe zu einem schwierigen Zeitpunkt

Die Aussage mag zynisch klingen, denn eigentlich gibt es keinen günstigen Zeitpunkt für eine Katastrophe. Doch das Beben mit all seinem Leid trifft Japan und die Weltwirtschaft zu einem schwierigen Zeitpunkt. Die globale Wirtschaft ist intakt, aber die Weltwirtschaft muss aktuell die stark gestiegenen Ölpreise verdauen. Japan selbst hatte schon vor der Naturkatastrophe wirtschaftliche Probleme. Im letzten Quartal 2010 sank die Wirtschaftsleistung, schon zu diesem Zeitpunkt wurde eine Rezession für das Land befrüchtet. Die USA befinden sich ebenfalls in einer schwierigen Lage, die Stabilität ist wackelig. Europa selbst kämpft ebenfalls gegen die Schuldenkrise, Griechenland und Irland haben immer noch mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen, die Lage in Portugal ist noch unklar. Grundsätzlich wirken sich Naturkatastrophen in stark industrialisierten Ländern nicht extrem auf deren Wirtschaft aus und so bleiben meist auch die Nachbarländer und die Weltwirtschaft vor einem Einbruch verschont. Doch zum jetzigen Zeitpunkt ist völlig unklar inwieweit die Produktionsanlagen beschädigt sind und wie die Stromversorgung des Landes wieder aufgebaut werden kann. Aktuell kann noch niemand abschätzen wie groß die Schäden der betroffenen Atommeiler sind und welche Auswirkungen noch drohen. Sollten die Produktionsunterbrechungen längerfristig andauern, werden auch die asiatischen Nachbarn, die eng mit Japan verbunden sind, unter den Folgen zu leiden haben.


Japanische Zentralbank handelt schnell

Die japanische Zentralbank handelte nach der Katastrophe umgehend. Sie versorgte insgesamt 13 Finanzinstitute mit 55 Milliarden Yen Sonderhilfen. Damit will die japanische Zentralbank versuchen die Lage stabil zu halten und ein starkes Einbrechen der Kurse verhindern. Am heutigen Montag sollen weitere Liquiditätshilfen anlaufen. Die Aktienbörse Tokios soll wie gewohnt öffnen, der Handel weiter gehen. An den Weltmärkten dürfte es kurzfristig zu Produktions- und Nachfrageausfällen kommen. Erfahrungsgemäß halten sich diese Zeiträume aber nur kurz und erholen sich relativ schnell wieder. Alles hängt davon ab wie sich eine eventuelle nukleare Krise entwickeln wird. Niemand wagt eine wirkliche Prognose, alle Einschätzungen sind sehr vorsichtig. Sollte es zu Produktionsausfällen im Großraum Tokio kommen, sind die Folgen ebenfalls noch nicht absehbar. Tokio trägt etwa 18% zur Wirtschaftskraft des gesamten Landes bei. Ausfälle würden die Wirtschaft in Japan in riesigem Ausmaß beeinträchtigen.


Welche Folgen treten für die deutsche Wirtschaft ein?

In Deutschland muss man sich wohl keine großen Sorgen machen, denn die Handelsbeziehungen zwischen Japan und Deutschland sind nicht so stark ausgeprägt, als das es zu größeren Folgeschäden kommen würde. Deutschland bezieht weniger als 3% der Exporte aus Japan. Außerdem sind beide Länder in einigen Bereichen direkte Gegner. Möglicherweise könnte Deutschland dann von den Folgen profitieren, in dem es seine Position stärkt, falls Japan an Kraft verliert. Deutsche Exporte in das Land sind kaum nennenswert, kaum 1% der deutschen Exporte gehen nach Japan. Allerdings müsse man sich Sorgen um die Börsenwerte der Rückversicherer machen. Da das gesamte Ausmaß der Schäden in Japan noch nicht absehbar ist, können bislang nur ungefähre Schätzungen abgegeben werden. Wahrscheinlich werden die Schäden aber noch weitaus höher ausfallen, als bislang angenommen. In welchem Ausmaß die Rückversichrer, besonders der größte Rückversicherer Munich Re, betroffen sein werden, kann man nur schätzen. Neben den tatsächlichen Schäden spielt aber auch die Psychologie ein große Rolle. Psychologisch bedingte Reaktionen an den Börsen könnten eintreffen und die Börsenwerte der Versicherungen und Energieversorger schwächen.

Nun hängt alles davon ab, wie sich die Lage in den Atomkraftwerken entwickeln wird. Einen atomaren Unfall in dieser Größenordnung hat es in einem solch wirtschaftlich starken Land noch nie gegeben, Vergleichswerte fehlen daher. Alle Prognosen und Schätzungen klingen sehr vorsichtig und es bleibt zu hoffen, dass sich die Lage in Japan sehr bald stabilisieren wird.