Kredit News

Der schwarze Donnerstag


Freitag 19.08.2011 - Rubrik: Wirtschaft


Zunächst sah es diese Woche gar nicht nach einem weiteren Absturz der Börsen aus, der gestrige Donnerstag traf Börsianer und Anleger hart. Die Börsen zittern weltweit vor einer weiteren Wirtschaftskrise, Anleger fürchten eine Rezession und versuchen ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Es scheint, als ob die Angst weltweit um sich greift und genau das hätten die Börsen zum jetzigen Zeitpunkt am wenigsten gebraucht. Der Deutsche Aktienindex (DAX) stürzte am Donnerstag rasant um bis zu 7% ab und schloss am Abend mit einem satten Minus. Auch an der Wall Street fielen die Kurse und selbst die japanische Börse zeigte sich plötzlich nervös. Der Markt war am Donnerstag nicht nur unruhig, weltweit brachen die Kurse ein und die Börsen schlossen mit Verlusten. Und genauso starteten sie in den heutigen Freitag, Experten vermuten, dass der heutige Börsenschluss nicht viel besser aussehen wird als der gestrige Donnerstagabend. Was war aber eigentlich passiert?


US-Konjunkturdaten ziehen die Kurse in den Keller

Der gestrige Donnerstag war der größte Tagesverlust seit November 2008, die Folgen dieses Tages sind wohl noch jedem im Gedächtnis. Auslöser des schwarzen Donnerstag waren wohl die schlechten Konjunkturdaten aus den USA. Anleger versuchten in Sicherheit zu bringen was noch irgendwie möglich war. Der Goldpreis steigt in ungeahnte Höhen und war mit 1825,99 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) so teuer wie noch nie. Bei den Rohstoffen wurden vor allem Rohöl und Industriemetalle abgestoßen. Dass die Finanzen der USA im Moment auf sehr wackligen Füßen stehen war wohl allen bekannt, dass die Konjunkturdaten aber so schlecht ausfielen hatte wohl niemand erwartet. Hinzu kommen die immer wieder schlechten Nachrichten aus Europa. Hat sich die Lage um Griechenland nun etwas beruhigt, stehen nun Italien und Frankreich im Fokus der Notenbanker und Regierungen. Ausgesprochen hat es noch niemand, das wäre wohl auch das Ende, aber die Angst vor einer Rezession scheint groß. Zumindest bei den Anlegern ist sie so groß, dass sie versuchen in Sicherheit zu bringen was möglich ist. Dazu bedurfte es nicht einmal einer öffentlichen Aussprache dieser Angst.


Finanzaktien brechen ebenfalls ein

Der deutliche Einbruch der Finanzaktien kam überraschend. Eigentlich ist man davon ausgegangen, dass mit dem Verbot der Leerverkäufe etwas Beruhigung in die Lage bringen zu können. Das hat scheinbar nicht ganz geklappt. Deutsche Bank und Commerzbank gaben um 7,0% beziehungsweise um 10,4% auf 1,89 Euro nach. Die europäische Finanzmarktaufsicht ESMA geht davon aus, dass weiterhin Leerverkäufe stattfanden, nicht in den Ländern, in denen sie verboten sind. Man hat den Markt einfach in die Länder verlegt, die kein Verbot ausgesprochen haben. Ein weiterer Faktor die Börsenturbulenzen anzuheizen.


Stürzt die New Yorker Börse, stürzt auch der DAX

Der gestrige Donnerstag wurde wahrscheinlich durch eine Verkettung verschiedener Umstände ausgelöst, deren Größenordnung so niemand eingeschätzt hatte. Den größten Einfluss haben wahrscheinlich die USA. Die Debatte um den Staatshaushalt in Kombination mit der Inflationsrate von 0,5% im Juni, das war eine schlechte Mischung. Die US-Aktienmärkte wurden in die Verlustzone gedrückt, kurz darauf folgte DAX, später die Tokioer Börse. Schwächeln die USA, hat dies eine Kettenreaktion zur Folge, wie Dominosteine fallen die Börsen. Die USA und Europa stehen Millimeter vor einer Rezession, um dies zu spüren bedarf es für die Anleger keiner offiziellen Erklärung. Vielmehr reagieren sie aus dem Bauch heraus und verkaufen was zu verkaufen geht. Da halfen keine Einigungen mehr in den USA und auch kein Treffen zwischen Frankreich und Deutschland. Die letzte Sicherheit bietet wohl wieder einmal das Edelmetall Gold, dem zugetraut wird jede Rezession zu überstehen. Es scheint, als ob im Moment das Bauchgefühl regiert und weniger die Analytik der Märkte. Die Gerüchteküche brodelte hoch am Donnerstag, bevor man den Tatsachen um die schlechten Nachrichten aus den USA und das schwächelnde europäische Bankensystem in die Augen sah, vermutete man einen so genannten "Fat Finger". Davon sprechen Börsianer, wenn ein Händler aufgrund seiner dicken Finger beim Aufgeben einer Order die falschen Tasten drückt und dann aus Versehen beispielsweise statt 1000 Stück 100 000 Stück einer Aktie verkauft. Das wäre noch eine recht gute Begründung gewesen, bestätigte sich aber leider nicht. Die Unruhe an den Börsen wurde tatsächlich von den schlechten Nachrichten ausgelöst. Wäre es "nur" ein Fat Finger gewesen, hätten sich die Märkte sehr viel schneller wieder beruhigt. Nun aber warten Experten und Regierungen gespannt wie diese Woche abschließen wird. Die Angst vor dem kommenden Montag wird weltweit Bestand haben. Wird es nicht gelingen die Anleger-Panik möglichst schnell wieder in den Griff zu bekommen, ist ein Ende nach unten offen und unter Umständen sehr nah.