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US-Bonität herabgestuft


Samstag 06.08.2011 - Rubrik: Wirtschaft


Welche Folgen wird die Weltwirtschaft tragen müssen


Kurz vor zwölf konnte die amerikanische Regierung noch eine Einigung erzielen. Die Zahlungsunfähigkeit wurde erst einmal abgewendet, das Land hat die Schuldengrenze erhöht. Die Uneinigkeiten in den USA, der Riesenschuldenberg, all dies hatte starke Auswirkungen auf den weltweiten Finanzmarkt. Die Aktienkurse rund um den Globus befinden sich auf Talfahrt. Der Dax hat in dieser Woche so stark verloren wie seit 20 Jahren nicht mehr. Gute Arbeitsmarktzahlen aus den USA halfen nur kurzzeitig. Nun muss sich die USA mit einer weiteren Folge ihrer schlechten Wirtschaft auseinander, die Ratingagentur Standard & Poor's stufte die US-Bonität von der Bestnote "AAA" auf "AA+". Zugleich gab man bekannt, würden die USA ihren Schuldenberg nicht baldmöglichst besser in den Griff bekommen, drohe eine weitere Herabstufung. Experten warten gespannt auf die Börsenöffnung am Montag, weitere Turbulenzen drohen. Mögliche Zinserhöhungen als Folge der Herabstufung werden ebenfalls nicht ausgeschlossen.


Die Supermacht taumelt

Die politischen Streitigkeiten in den USA werfen negative Schatten. Mittlerweile geht es nicht mehr allein um den gigantischen Schuldenberg, den die USA in den Griff bekommen müssen. Auch die politische Stabilität des Landes und die Vorhersehbarkeit haben stark gelitten. Das Gezerre und Gezeter zwischen Regierung und Opposition hat seine Spuren hinterlassen, die Supermacht taumelt, der ehemals so glanzvolle Hoffungsträger Obama hat mehr Probleme als je zuvor. 14,3 Billionen Dollar (rund 10 Billionen Euro) Schulden, eine gigantische Summe. Dieser gigantischen Summe stehen aber lediglich Sparmaßnahmen in Höhe von 2,5 Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro) gegenüber. S&P hatte aber mindestens 4 Billionen Dollar gefordert. Auch die Ratingagentur Moody´s äußerte sich negativ über die weitere Entwicklung der USA. Sie beließ die Kreditwürdigkeit der USA zwar weiterhin bei der Bestnote "AAA", sieht die Zukunft des Landes aber kritisch. Die Haushaltsdisziplin des Landes muss sich in den nächsten Jahren verbessern, sonst drohe auch von Moody´s eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Die kurzfristigen Maßnahmen des Landes werden auch von China kritisch bewertet. Das Land hatte sich schon der Einigung kritisch geäußert und die USA ermahnt die Probleme kurzfristig und effektiv zu lösen. Die Ratingagentur Dagong stufte die US-Bonität von "A+" auf "A" zurück. In den USA gehe es nicht allein um die Lösung der Schuldenprobleme, sondern vielmehr auch um einen politischen Machtkampf. Diese Situation ließe zweifeln, dass die USA ihre Probleme in den nächsten Jahren in den Griff bekommen würde.


Folgen für die Weltwirtschaft nicht absehbar

Die Reaktion China´s fiel deutlich aus. Japan hingegen äußerte sich beruhigend und ließ bekannt geben, dass die USA weiterhin vollstes Vertrauen genießen würde. China, als der mit Abstand größte Gläubiger der USA hat damit auch am meisten zu verlieren. Unter "Schuldensucht" leide die USA und dieses Problem müsse nun endgültig bekämpft werden. Schulden mit Schulden zu tilgen sei keine Lösung, dies haben die letzten Jahre mehr als deutlich gezeigt. Experten stellen sich die Frage inwieweit die Probleme der USA Folgen für die Weltwirtschaft haben werden. Eine Antwort will oder kann noch niemand geben. Der Crash der Investmentbank Lehman im Herbst 2008 hat ganz deutlich gezeigt wie vernetzt die globalen Finanzmärkte sind. Die Hälfte aller US-Staatsanleihen befindet sich in ausländischer Hand. Nachdem die letzte Börsenwoche mit starken Verlusten abgeschlossen hat, warten Experten nun mit Spannung auf den Montag. Wie werden die Finanzmärkte auf die Hiobsbotschaft der Herabstufung reagieren? Anleger haben in der letzten Woche Billionen verloren. Wird sich diese Woche wiederholen oder noch schlimmer ausfallen? Experten sind sich nicht sicher, erwarten aber mindestens "Turbulenzen".


Droht eine neue Weltwirtschaftskrise?

Der Euro hat Probleme, die Supermacht USA ebenfalls. Weder in Europa noch in den USA ist eine langfristig zufriedenstellende Lösung in Sicht. Vielmehr stopft man die Löcher wo es nur geht, um erst einmal schlimmere Folgen abzuwenden. Dies gilt sowohl für den Euro als auch für den Dollar. Experten sehen die Lage äußerst kritisch und befürchten womöglich eine neue Weltwirtschaftskrise. Die Panik an den Finanzmärkten könnte verheerende Folgen haben. Kreditvergabe und Kreditnachfrage könnten einstürzen. Die Folge wäre eine globale Krise riesigen Ausmaßes. Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, fordert auf zu handeln. Für Europa müsse der Europäische Rettungsschirm EFSF tätig werden, gleiches gilt in den USA für die FED. Geraten die Staatsanleihen weiterhin massiv unter Druck, müssen beide intervenieren. Die schweren Turbulenzen könnten vor allem durch neue Spekulationswellen ausgelöst werden. Darum sei schnelles und effektives Handeln unvermeidbar. Zu den europäischen Sorgen gesellt sich jetzt noch Italien. Das hochverschuldete Land benötigt dringend Kredite. Zu den finanziellen Problemen in Europa und den USA gesellt sich ein zunehmendes Misstrauen gegenüber der Politik. Das Vertrauen schwindet, Tür und Tor öffnen sich für Spekulanten, die die Situation für sich nutzen und die Börsen gefährlich ins Rutschen bringen könnten. Letzte Woche rutsche der DAX noch tiefer als nach dem schweren Unglück in Japan. Die Signale sind nicht neu, doch die Verbindung der europäischen Schuldenprobleme mit den Problemen in den USA, hat der ganzen Problematik eine neue Dimension gegeben. Möglicherweise rutschen die Kurse ab Montag noch tiefer in den Keller. Der Marktstratege Christian Stocker von der Unicredit gibt sich allerdings leicht optimistisch, auch wenn seine Aussage ein wenig nach Galgenhumor klingt. Nach dem Tief wird der Boden gefunden und dann geht es wieder aufwärts. Welche Folgen das Tief dann aber hinterlassen hat, dazu wollte auch er sich nicht äußern.