Montag 04.07.2011 - Rubrik: Wirtschaft
Nun ist es also sicher, Axel Webers Weg führt ihn in die Schweiz und lässt ihn dort
zum mächtigsten Schweizer Banker werden. Zunächst galt Weber als sicherer Nachfolger
Ackermanns, doch nun geht der ehemalige Bundesbank-Präsident Axel Weber zur größten Bank
in der Schweiz und wird dort die Geschäfte der UBS lenken. Interessenskonflikte sieht
er nicht, mit der Begründung die Schweiz gehöre nicht zum Euro-Raum. Weber hat seine
Ziele für die Zukunft bei der UBS schon klar definiert. Er will die Bank einer
Verjüngungskur unterziehen. Die Entscheidung mag aus seiner Sicht durchaus verständlich
erscheinen, denn der Chefsessel in der Schweiz stattet Weber mit sehr viel Macht aus,
als dies in Deutschland möglich gewesen wäre. Weber ist an der Spitze der UBS für
grundsätzlich strategische Entscheidungen verantwortlich. Traditionell gilt der
Verwaltungsratschef bei der UBS als mächtiger als der für das Tagesgeschäft zuständige
CEO. Weber ist sich sicher, dass die Bank in den nächsten Jahren einen Generationenwechsel
vollziehen muss, um sich langfristig wieder erfolgreich präsentieren zu können. Der 54-jährige
Weber wird 2013 den 72-jährigen Verwaltungsratschef Kaspar Villiger ablösen. Weber
wird damit der erste Nicht-Schweizer an der Spitze der UBS.
Suche nach Ackermann Nachfolger wird immer komplizierter
Die Financial Times beschreibt die Suche nach einem adäquaten Nachfolger für Josef Ackermann
als "Zerreißprobe alttestamentarischen Ausmaßes". Ist Josef Ackermann wirklich so unersetzlich
oder hat der "unersetzliche" Ackermann dieses Image tatsächlich selbst so erfolgreich
aufgebaut? Ackermann selbst möchte wohl so schnell wie möglich den jetzigen Aufsichtsratschef
Börsig beerben. Doch dieses Vorhaben stößt nicht überall auf Gegenliebe. Der schnelle
Wechsel von der Führungsspitze in den Aufsichtsrat ist eigentlich per Aktiengesetz
untersagt. Eigentlich sieht das Aktiengesetz eine Wartezeit von zwei Jahren vor. Kritiker
wollen, dass diese Wartezeit auch für Ackermann gelte, danach werde man sehen, ob
Ackermann tatsächlich als Aufsichtsratschef gebraucht werde. "Ein Schelm wer Böses
dabei denkt", will man möglicherweise nach den zwei Jahren Wartezeit Ackermann gar nicht
als Aufsichtsratschef haben? Es wird vermutet, dass sich zwischen Ackermann und Börsig
ein Krieg entwickeln wird, der unter Umständen aus einer älteren Sache resultiert.
Medienberichten zufolge soll Ackermann wütend gewesen sein, dass der Aufsichtsrat die
Chance vertan habe Weber als seinen Nachfolger zu berufen. Allgemein wird dies als zweites
Versagen Börsigs gewertet. Ackermann hatte immer deutlich zu verstehen gegeben, dass
Axel Weber sein Favorit gewesen ist. Nun ist dieser aus dem Rennen und wird zukünftig
die größte Schweizer Bank lenken. Ackermann steht mit seiner Wut gegenüber Börsig nicht
alleine dar, in den europäischen Medien war allgemeines Unverständnis nachzulesen einen
solch fähigen Mann wie Weber ziehen lassen zu müssen, weil man sich im Aufsichtsrat der
Deutschen Bank nicht schnell genug entscheiden konnte und Weber ein adäquates Angebot
unterbreitet habe. Allerdings kommt Ackermann selbst bei der Sache auch nicht allzu gut
weg. Er hat die Suche nach einem geeigneten Nachfolger immer wieder von sich gewiesen und
die Entscheidung ebenfalls nicht voran getrieben.
Zwei mächtige Männer in der Schlacht um die Nachfolge
Geht es tatsächlich noch um das Wohl der Deutschen Bank oder liefern sich zwei mächtige Männer
viel mehr einen persönlichen Machtkampf? Es sollte nicht darum gehen, dass Ackermann und Börsig
beweisen wer der Stärkere von beiden ist. Am Ende wird diese Schlacht zum Nachteil der Deutschen
Bank ausfallen, denn es wird immer schwieriger einen starken Nachfolger für Ackermann zu
finden. Die Deutsche Bank zu führen unterscheidet sich sicherlich stark von den Führungsaufgaben
anderer Banken in Deutschland. Neben fachlicher Kompetenz spielt in dieser Aufgabe ein hohes
Maß an politischer Kompetenz eine wesentliche Rolle und im Moment scheint diese beiden
wesentlichen Merkmale niemand zu erfüllen. Macht Ackermann sich nicht mehr unersetzlich
aufgrund seines hohen Maßes an Fachkompetenz, sondern vielmehr weil die Führungsspitze der
Deutschen Bank einige Versäumnisse einräumen muss und man nun den besten Nachfolger hat
ziehen lassen müssen, weil internes Machtgerangel den Weg für Weber versperrt hat? Es wäre
sehr schade, wenn der Rücktritt Ackermanns in einem Gerangel um Macht und Kompetenzen
untergehen würde, denn eigentlich hätte ein Mann seiner Größe einen würdigeren Abschied
verdient. Irritiert ob der Unstimmigkeiten zwischen Ackermann und Börsig sind nun auch die
Anleger und Investoren. Man drängt auf eine schnelle Entscheidung und Klarheit in der
Angelegenheit. Nicht zuletzt hat auch die Regierung ein Interesse an der Nachfolge Ackermanns
als Aufsichtsratschef, denn ihm traut man zu, dass er weiterhin für Stabilität und Verlässlichkeit
innerhalb der Deutschen Bank und auch außerhalb sorgen wird. Josef Ackermann ist angesichts der
Griechenlandkrise und einer möglichen weiteren Bankenkrise der Wunschkandidat vieler politischer
Akteure in den Euro-Staaten. Also doch ein unersetzlicher Josef Ackermann?
- Axel Weber ein wenig glanzvoller Abschied
- Funktionen der Kfw Bankengruppe
- Finanzierung der Bildung
- Die Zeit nach der Abwrackprämie