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Spanien in der EU-Krise unter Druck


Freitag 20.09.2010 - Rubrik: Wirtschaft

Spanien muss sich das Vertrauen seiner Anleger teuer erkaufen, die EU-Krise kommt das Land neben seinem sowieso desolaten Zustand teuer zu stehen. Die US-Rating Agentur Moody´s hatte Spanien mit seiner Drohung die Kreditwürdigkeit herabzustufen mächtig unter Druck gesetzt. Nun muss das Land deutlich höhere Zinsen für noch mehr Schulden bezahlen. Die Drohung der Rating Agentur wurde am Mittwoch ausgesprochen, schon einen Tag später, am Donnerstag, nahm Spanien neue Schulden auf. Das spanische Finanzministerium gab am Donnerstag spanische Staatsanleihen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro zum Kauf frei. Die Papiere haben eine Laufzeit von zehn, bzw. fünfzehn Jahren. Anleger ließen sich die nicht ganz risikoarmen Papiere ordentlich verzinsen. Spanien muss für Papiere mit zehn Jahren Laufzeit 5,446% Zinsen zahlen, für eine Laufzeit von fünfzehn Jahren sind es 5,953 Prozent Zinsen. Für die zehnjährige Laufzeit der Papiere sind das 0,86 Prozentpunkte mehr als im Vormonat, für die fünfzehnjährige Laufzeit erhöhten sich die Prozentpunkte für den gleichen Zeitraum sogar um 1,4 Prozentpunkte. Aufgrund der hohen Zinsen gab Spanien nicht die gesamten 3 Milliarden Euro frei, sondern beschränkte sich auf das Volumen von 2,4 Milliarden Euro.


Märkte reagieren erleichtert

Die Märkte reagierten mit Erleichterung, schon kurz nach der Bekanntgabe notierte der Euro an den Börsen mit 1,3265 Dollar. Nach einem kurzen Abfall, stieg der Euro wieder und konnte den Börsenschluss mit einem Plus abschließen. Experten kommentierten den Verkauf der Staatsanleihen nicht wirklich begeistert, zeigten sich aber zufrieden, dass es immer noch genügend Käufer für die spanischen Staatsanleihen geben. Damit ist der schlimmste Fall nicht eingetreten, die Kreditwürdigkeit des Landes habe zwar gelitten, sei aber noch nicht im Keller. Das Bangen hat für Spanien aber noch kein Ende, denn die US-Rating Agentur Moody´s kündigte bereits an, dass sie die Finanzen Spaniens in den nächsten Monaten weiter beobachten wolle, eine endgültige Entscheidung über die Herabstufung der Kreditwürdigkeit ist noch nicht gefallen. Spanien gehört zu den Sorgenkindern Irland, Griechenland, Portugal. Im Gegensatz zu Griechenland und Irland benötigte das Land bis jetzt noch keine Gelder aus dem EU-Rettungsschirm. Noch geht man in Spanien davon aus die Krise allein in den Griff zu bekommen.


Immobilienkrise als Auslöser der Finanzkrise in Spanien

Die Auslöser der Krisen ähneln sich, auch in Spanien war die Immobilienblase verantwortlich für den endgültigen Ausbruch der Finanzkrise, bis heute hat sich das Land noch nicht von dem Zusammenbruch erholt. Die spanische Immobilienkrise belastet das ganze Land, da der Bausektor mit 12% am Bruttoinlandsprodukt beteiligt ist. Mittlerweile liegt die Arbeitslosenquote in Spanien bei 20%. Außerdem belasten immer noch faule Immobilienkredite die Kreditinstitute. Die US-Regierung rechnet trotz einer weiteren Abschreibung in Höhe von 90 Milliarden Euro im nächsten Jahr nicht damit, dass Spanien Finanzhilfen der EU benötigen werden. Insgesamt sei die Lage sehr viel stabiler als in den bereits betroffenen Ländern Griechenland und Irland. Aktuell ist der Refinanzierungsbedarf zwar enorm hoch, aber die Zahlen des Bruttoinlandsproduktes lassen Hoffnung zu. Spanien selbst befürchtet eine "Art Ausverkauf". Die Höhe der derzeit zu zahlenden Zinsen lasse vor allem Spielraum für Spekulanten.


Was passiert, wenn .....

Spanien seine Krise nicht in den Griff bekommt? Die Arbeitslosigkeit liegt im europäischen Durchschnitt fast doppelt so hoch wie in anderen Ländern. Fast die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Menschen in Spanien ist jünger als 25 Jahre, diese Zahlen sind erschreckend. Das Land muss für seine Staatsanleihen mehr als 5% Zinsen bezahlen, in Deutschland ist es gerade einmal halb so viel. Was passiert, wenn keine spanischen Staatsanleihen mehr Anleger finden oder Spanien die Zinsen nicht mehr bezahlen kann? Die Wirtschaft Spaniens ist etwa neunmal so groß wie Irlands Wirtschaft. Würde Spanien dennoch EU-Hilfen benötigen, um das Land vor einer Staatspleite zu retten, würde sich die Summe auf 700 Milliarden Euro belaufen. Der eingerichtete EU-Rettungsfond könnte diese gewaltige Summe nicht mehr stemmen. Zwar sind Garantien von 750 Milliarden Euro eingerichtet, abzüglich der Hilfen an Irland würden noch 700 Milliarden Euro verbleiben, ausgeben kann der Rettungsfond aber nur 500 Milliarden Euro, der Rest muss als Sicherung im Fonds verbleiben. Fakt wäre also, dass Spanien immer noch 200 Milliarden Euro fehlen und der Rettungsfond leer wäre. Hinzu kommt, dass auch Portugals Lage unsicher bleibt, auch hier ist noch nicht endgültig geklärt, ob sich das Land aus eigener Kraft refinanzieren kann. Die Auswirkungen eines solchen Szenarios für die gesamte EU wären verheerend und man mag sich kaum die Konsequenzen vorstellen.


Soziale Auswirkungen der Sparkurse

Nicht allein die finanziellen Konsequenzen spielen eine Rolle in dieser Geschichte, in Griechenland und Spanien sind die sozialen Auswirkungen der verordneten Sparkurse jetzt schon zu spüren und wahrscheinlich werden sie sich noch weiter verschärfen. Schon jetzt spricht man von Massenarmut in beiden Ländern, in Athen kam es erneut zu schweren Ausschreitungen, angesichts der schwachen Wachstumsraten stehen beide Länder vor einer schweren Rezession. In Spanien wird die Lage bedingt durch die landesweiten Streiks noch verschärft. Der Tourismus ist ein wesentlicher Einnahmefaktor des Landes, gerade jetzt zur Weihnachtszeit entfliehen viele Menschen der heimischen Kälte und wollen ihre Weihnachtstage in warmen Gefilden verbringen. Spanien versucht mit aller Macht den Fluglotsenstreik auszuhebeln, um diese Einnahmequelle zu sichern. Ein landesweiter Streik würde zu weiteren finanziellen Einbußen führen. Ein neuer Generalstreik wurde allerdings schon angekündigt. Würde die Streikwelle das Land weiterhin lahm lagen, stünde eine weitere Herabstufung der Kreditwürdigkeit kurz bevor, diese Szenarien kann man nur als bedrohlich einstufen. Die sozialen Konfrontationen könnten sowohl Griechenland, als auch Spanien weiter schwächen.