Freitag 14.05.2010 - Rubrik: Wirtschaft
Staatspleiten der Historie und die Unübersichtlichkeit der Immobilienkrise.
Das gegenwärtige Aufsehen, das Griechenland mit der Staatspleite erregt, ist bei genauerer
Betrachtung zwar bedenklich, aber bei weitem keine Seltenheit in der Historie der Staatsbankrotte.
Ein solch mächtiges Wort darf der Wirtschaft und vor allem den Verbrauchern Angst einjagen,
jedoch ist es erstaunlich, wenn man bedenkt wie häufig ein Staat tatsächlich Bankrott gehen und
dennoch weiterhin bestehen kann.
Der Weg zur Krise
Definiert man zunächst den Begriff Staatsbankrott, dann handelt es sich dabei um den Zustand, dass
die Regierung den finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Aufgrund der mangelnden
Liquidität bleibt der Regierung keine andere Möglichkeit, als vereinbarte Zahlungen gänzlich zu
unterbinden. In den meisten Fällen sind theoretisch Gelder noch verfügbar - sich jedoch von diesem
Restbetrag zu trennen um Schulden zu tilgen kommt für die wenigsten Regierungen in Frage. Die
endgültige Lösung der Finanzprobleme ist letztendlich die Bereitschaft sich mit den Kreditgebern
auseinanderzusetzen um einen Vergleich anzustreben. Dieser Weg führte schon in der Vergangenheit
dazu, dass die Länder wirtschaftlich mehr denn je gestärkt aus der Krise hervorgingen. Entsprechend
zeigt die Geschichte, dass zwar die gegenwärtige Lage Griechenlands nicht optimal ist, das Land
selber sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in Luft auflösen wird. Der so genannte
Offenbarungseid, sprich die Bekanntgabe des Staatsbankrottes, fällt schwer und wird gerne
von Regierungen versucht zu verheimlichen - entsprechende Gegenmaßnahmen, die die Wirtschaft
tatsächlich retten beziehungsweise wieder auf den richtigen Pfad bewegen würden, werden erst
zu einem verspäteten Zeitpunkt umgesetzt.
Die Mehrfach-Pleite
Griechenland hat laut Statistik mittlerweile schon drei Staatsbankrotte überstanden, die
Vergangenheit in Deutschland, inklusive der Preußen-Zeit, zeigt insgesamt acht Staatspleiten.
Spanien ist Meister in dieser Kategorie und hat tatsächlich schon 13 Staatspleiten überstanden.
Damals wie heute sind es falsche Finanzplanungen, womit ein Staat in den Boden gewirtschaftet wird.
Während sich die Gründe für Verschuldungen geändert haben, da heutzutage tendenziell weniger
Kriege geführt werden, sind es leider noch immer die gleichen Lösungsansätze um den Bankrott
zunächst vor der internationalen Welt zu verheimlichen. Die Banken drucken mehr Geld womit
Inflationen kaum noch zu vermeiden sind. Bei einem Staatsbankrott sind es vor allem die
Gläubiger und die normalen Verbraucher, die mit den Konsequenzen Leben müssen. Diejenigen,
die einem Kredit zugestimmt haben, verlieren nicht nur den
Kreditbetrag, sondern auch die
damit verbundenen Zinsen. Im Falle der Inflation verlieren Verbraucher ihr gesamtes
Erspartes, das plötzlich nichts mehr wert ist.
Die internationalen Entwicklungen als Konsequenz für Deutschland
Betrachtet man nun nicht die letzten Jahrhunderte international, sondern wirft einen Blick auf
das Heute, das Jahr 2010, das von der Wirtschaftskrise geprägt ist, hat man zwar einen Grund
zu Besorgnis, aber sollte nicht in Resignation verfallen.
Beispiele hierfür sind nicht nur die Entwicklungen in Griechenland, nein, auch der bevorstehende
Immobilienärger in Deutschland ist signifikant für diese Meinung. So erwarten die Deutschen zwar
gerade, aufgrund der nicht vorrübergehen wollenden Immobilienkrise in Amerika, die kommenden
Jahre unzählige Refinanzierungen an Krediten. Finanzexperten gehen bislang von einer Summe aus,
die rund 1,4 Billionen Dollar beträgt. Aufgrund dessen, dass unzählige Kredite nicht mehr
getilgt werden können, müssen zukünftige Anleihen zu deutlich höheren Konditionen vergeben
werden. Die damit verbundenen Zinssteigerungen belasten auch den klassischen Kreditnehmer,
da die Banken gezwungen sind die massive Mehrbelastung auf sämtliche Finanzprodukte zu
verteilen. Grundlegend dafür sind zusätzlich die zahlreichen Abschreibungen, welche die
Banken leisten müssen, um eine wirtschaftliche Harmonie zu erzeugen. Durch die nicht zurückgezahlten
Kredite, insbesondere die der amerikanischen
Immobilienkredite, stehen die Banken mit ihrem
eigenen Kapital dafür gerade. Entsprechend ist die allgemeine Zinserhöhung für private Kunden
und Gewerbetreibende zwar ärgerlich, aus Sicht der Banken jedoch vollkommen verständlich.
Die offizielle US-Gewerbeimmobilienkrise
Mittlerweile ist dieses Problem nicht mehr zugehörig zur Immobilienkrise, nein, ein
Folgeproblem der kommenden Jahre wird damit thematisiert: die US-Gewerbeimmobilienkrise.
Aufgrund der fehlenden Liquidität der Verbraucher, leiden entsprechend insbesondere auch
Unternehmen darunter. Kaufhäuser, Büros, selbst Hotels bleiben aufgrund der schwachen
Wirtschaftslage ohne zahlende Kunden. Die damit einhergehenden Finanzverluste für Banken
werden die weltweite Finanzlage erneut belasten.
Die deutsche Wirtschaft muss in den kommenden Jahren zwei große, internationale
Wirtschaftsprobleme nicht nur überstehen, sondern auch aktiv in eine positive Richtung
lenken, ohne dabei jedoch die inländische Finanzsituation nicht außer Acht zu lassen. Was
das letztendlich für den klassischen Steuerzahler bedeutet, kann im Moment jeder
Finanzexperte nur wage abschätzen. Die Finanzsituation erinnert im Hinblick auf die
kommenden Jahre mehr an eine Wundertüte als an ein strukturiertes, funktionierendes System.
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