Kredit News

Wird der Euro-Rettungsschirm zum Fass ohne Boden


Freitag 01.04.2011 - Rubrik: Wirtschaft

Erst letzte Woche wurden die neuen Beschlüsse zum EU-Rettungsschirm gefasst. Es gibt mehr Geld, härtere Strafen und eine bessere Wirtschaftspolitik wurden von 17 Euro-Ländern beschlossen. Das größte Reformpaket der Geschichte seit der Einführung des Euros erweist sich womöglich als Fass ohne Boden. Portugals Sparziele wurden intern abgestraft, nun kann das Land seine Ziele nicht einhalten. Vier große irische Banken benötigen nun doch mehr Geld als zunächst angenommen und auch Griechenland kommt ohne weitere EU-Hilfen nicht aus seiner finanziellen Krise. Die Beschlüsse des Gipfels scheinen keine Wirkung zu zeigen. War es doch eigentlich unter anderem auch Ziel des Gipfels, dass sich die betroffenen Länder mehr Mühe gegen sollten ihre Krise aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen. Doch scheinbar geht das Konzept nicht auf.


Euro-Rettungsschirm schon bald für Portugal

Seit Monaten wird schon darüber spekuliert, wann auch Portugal unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss. Zuerst hatte die Regierung versucht mit einem harten Sparprogramm seine Probleme selbst zu bewältigen. Doch Portugals Minderheitenregierung konnte sich nicht durchsetzen. Der portugiesische Ministerpräsident José Sócrates ist kurz vor dem EU-Gipfel zurückgetreten, er konnte sein Sparprogramm nicht durchsetzen. Nun wird erwartet, dass Portugal spätestens in den nächsten zwei Monaten die EU-Hilfen in Anspruch nehmen muss. Das Land bekommt seine Schuldenkrise nicht in den Griff. Das Ziel, das Haushaltsdefizit 2010 zu senken, wurde klar verfehlt. Statt der angestrebten 7,3% gab Portugal ein Defizit von 8,6% aus. Erst letzte Woche Donnerstag musste Portugal so hohe Zinsen für neue Kredite zahlen wie noch nie. Das Rating wurde erneut herabgestuft. Ein Ausweg ohne EU-Hilfe scheint nahezu aussichtslos.


Griechisches Hilfsprogramm muss aufgestockt werden

Auch die Griechen scheinen ihre Schuldenkrise nicht in den Griff zu bekommen. Griechenland hatte bereits EU-Hilfen erhalten, laut Medienberichten muss das Hilfsprogramm bereits in diesem Frühjahr aufgestockt werden. Rund 25 Milliarden Euro fehlen, eigentlich sollte Griechenland aber Anfang 2012 laut der getroffenen Vereinbarungen 75% seiner Schulden selbst am Kapitalmarkt aufnehmen können. Dieses Ziel wurde klar verfehlt, Griechenland wird ohne weitere Hilfen aus dem EU-Rettungsschirm seine Probleme nicht lösen können. Experten vermuten, dass die fehlenden 25 Milliarden Euro schon im Juni fließen müssen.


Marodes irisches Bankensystem

Neben den beiden Ländern Portugal und Griechenland, scheint sich auch die Lage des irischen Bankensystems nicht zu verbessern. Vier großen irischen Banken fehlen insgesamt 24 Milliarden Euro. Irland hat bereits 85 Milliarden Euro aus dem Hilfsfonds erhalten, das Geld reicht dennoch nicht, um den angeschlagenen Banken wieder soliden Boden unter den Füßen zu verschaffen. Bundesbank-Chef Axel Weber kommentierte die Lage in Irland bereits und warnte vor erneuten Hilfen für die irischen Banken. Statt neuer Milliardenhilfen sollen in Irland die beteiligten Gläubiger zur Kasse gebeten werden. Ob Irland tatsächlich um neue EU-Hilfen bitten wird, steht noch nicht fest. Bis jetzt dementierte die Regierung weitere Hilfsmaßnahmen. Ob der Staat aber allein die fehlenden Milliarden aufbringen kann, bleibt fraglich.


Schuldentilgung der EU-Hilfen aussichtslos?

Eigentlich müssen alle Länder, die Gelder aus dem EU-Rettungsfonds erhalten haben, ihre Kredite inklusive Zinsen wieder zurückzahlen. Einige Experten gehen aber davon aus, dass die Tilgung der Milliardenschweren Kredite nahezu aussichtslos ist. Droht nun eine Dauersubvention und wird es den Ländern zu leicht gemacht ihre marode Finanzlage aus eigener Kraft wieder zu verbessern? In Deutschland wächst die Sorge, dass die in Aussicht gestellten Milliarden tatsächlich benötigt werden. Die Inflationsrate steigt, die EZB (Europäische Zentralbank) wird den Leitzins erhöhen, die Zinslast erhöht sich, Kredite werden teurer, Investitionen weniger, Konsumgüter teurer. Kann dieser Teufelskreis unterbrochen werden, in dem die Euro-Zone immer neue Milliardenhilfen vergibt und die betroffenen Länder die Vorgaben zur Schuldentilgung nur bedingt einhalten müssen? Das Vertrauen in den Euro schwindet mehr und mehr. Verbraucher werden unsicher, Anleger fürchten um ihr Geld. Wie lange kann sich die europäische noch halten? Viele Fragen auf die es aktuell noch keine befriedigenden Antworten gibt. Die Frage, ob man den großen Knall nicht nur heraus zögert, indem immer wieder neue Hilfen ausgegeben werden, dürfte jedoch berechtigt sein. Am Ende stellt sich die entscheidende Frage, ob man lieber einen Schrecken ohne Ende in Kauf nimmt oder ein Ende mit Schrecken nicht die bessere Alternative wäre. Deutschland ist aktuell der wichtigste Bürge, doch wie lange kann man sich an den Kosten in dieser Höhe noch beteiligen, ohne dass das eigene Land Schaden nimmt?