Freitag 24.09.2010 - Rubrik: Wirtschaft
Die Finanzkrise hat tiefe Spuren hinterlassen, nun möchte man mit Basel III eine erneute
Finanzkrise in diesem Ausmaß bestmöglich verhindern. Banken müssen sich auf deutlich härtere
Regeln einstellen und nach einigen Protesten wurden diese auch angenommen. Doch welche
Folgen wird Basel III für die Zukunft haben? Und sind diese lediglich für die Banken und
Sparkassen absehbar oder wird auch der Kunde die Auswirkungen zu spüren bekommen? Ganz
abzusehen sind die Folgen für die Volkswirtschaft noch nicht zu 100%, aber einige Auswirkungen
sind jetzt schon bekannt. Die neue Stabilität im Bankensektor wird die Eigenkapitalrendite
sinken lassen, Kredite verteuern und für Sparer die Zinsen ansteigen lassen.
In Kürze
Mit der Überarbeitung von Basel II, nun neu unter dem Folgenamen Basel III bekannt, werden
Banken und Sparkassen gezwungen höheres Eigenkapital aufzubauen und damit ihre Finanzgeschäfte
auf sichere Beine zu stellen. Mit dem höheren Eigenkapital sollen zukünftige Krisen am besten
ohne staatliche Hilfen bewältigt werden. Alle Banken und Sparkassen haben bis zur endgültigen
Umsetzung noch Zeit, doch bereiten sich die meisten Banken jetzt schon auf die Änderung vor.
Wie setzen die Banken die Kriterien um
Um das benötigte Eigenkapital aufzubringen, wird der Bankensektor schrumpfen, Spareinlagen der
Privatkunden werden immer wichtiger werden, teilweise müssen Banken ihre Kredite zurückfahren.
Die Pläne der Banken sehen unterschiedlich aus. Deutsche Bank Chef Josef Ackermann hatte kürzlich
ein großes Ziel angekündigt, die Deutsche Bank plante eine Eigenkapitalrendite in Höhe von 25%
vor Steuern. Dieses Ziel lässt Ackermann nun noch einmal prüfen, wahrscheinlich wird es sich nicht
mit Basel III vereinbaren und durchsetzen lassen. Da die Spareinlagen der Privatkunden zur
Refinanzierung immer wichtiger geworden sind, hat Ackermann mit der Übernahme der Postbank
schon einen wichtigen Schritt getan. Denn mit der Übernahme werden sich die Spareinlagen der
Deutschen Bank deutlich erhöhen, da rund 14 Millionen Privatkunden übernommen werden und damit
auch das Sparkapital der Anleger.
Die genossenschaftliche DZ Bank muss ihre Ertragskraft ebenfalls steigern. Die DZ Bank muss
aus ihrem Gewinn jährlich 500 Millionen Euro dem Eigenkapital zuführen, zeitgleich aber
unverändert ihre Dividende auszahlen. Ebenfalls betroffen, die Commerzbank. Mit der
Finanzkrise ohnehin schon schwer angeschlagen, muss die Commerzbank schrumpfen, um den
Maßnahmen aus Basel III überhaupt nachkommen zu können. Die Relation zwischen Eigenkapital
und Risiko muss deutlich verbessert werden, das Kapital muss erhöht werden. Man spekuliert
über ein Volumen von ungefähr 5 Milliarden Euro, diese Angabe wollte die Commerzbank aber
offiziell noch nicht bestätigen.
Kreditnachfrage von Unternehmen steigt
Gleichzeitig steigt aber auch die Kreditnachfrage deutscher Unternehmer, einige Banken
versprechen sich ein Wachstumspotenzial mit der Kreditvergabe an deutsche Unternehmer. Mit
der neuen Regelung aus Basel III muss die Kreditvergabe im Inland aber zurück gefahren
werden. Dies hätte aber wiederum zur Folge, dass das Wachstum gebremst werden würde. Häufig
werden aber Kredite an Unternehmen vergeben, die unwirtschaftlich für die Bank sind. Wenn
Kredite sich in Zukunft besser selbst tragen können müssen, müssen sie auch gleichzeitig
teurer werden. Welche Folgen dies für die deutsche Wirtschaft haben wird und wie genau dieses
Problem gelöst werden soll, ist noch nicht bekannt. Einige Bankenchefs haben sich aber genau
aus diesem Grund kritisch zu Basel III geäußert. Sicher ist auch noch nicht, ob einige
Banken die Auswirkungen von Basel III mit höheren Gebühren über den Kunden wieder
reinholen. Bank-Aktionäre werden mit geringeren Dividenden rechnen müssen, da Banken
gezwungen sein werden einen größeren Anteil der Gewinne einzubehalten, um das geforderte
Eigenkapital aufzubringen.
Mehr Sicherheit für den Steuerzahler?
Für den Steuerzahler stellt sich die wohl wichtigste Frage neben der Sicherheit seines
Geldes, werden Steuerzahler in Zukunft nicht mehr die Auswirkungen mittragen müssen? Reicht
die Erhöhung des Eigenkapitals vollständig aus, um zukünftige Krise seitens der Banken ganz
allein tragen zu können? So schön es auch wäre, die Antwort lautet: "Nein". Basel III ist
zwar ein weiterer Schritt in Richtung Sicherheit, es fehlen aber nach wie vor die Konsequenzen,
die zu tragen sind. Haftet die Bank nicht selbst für ihre Misswirtschaft und hoch spekulative
Geschäfte, wird das Risiko später auch immer noch umverteilt werden und der Steuerzahler muss
nach wie vor das Risiko mittragen und mit bezahlen. Ändern Banken ihr Verhalten nicht selbst,
wird das Risiko einer erneuten Wirtschaftskrise zwar minimiert, aber nicht ausgeschlossen.
Würde eine angeschlagene Bank auch tatsächlich Insolvent gehen, dann würde man eventuell in
seinem Handeln seitens der Bank vorsichtiger werden. Solange es keine spürbaren Konsequenzen
geben wird, wird sich auch nichts grundlegend ändern. Fazit: Regeln können sicherlich zur
Stabilisierung einen wichtigen Teil beitragen, solange es aber keine spürbaren Konsequenzen
gibt, wird das Risiko bestehen bleiben und der Steuerzahler wird es auch in Zukunft
mittragen müssen.
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