Montag 05.07.2010 - Rubrik: Wirtschaft
Jeder spricht von Wirtschaftsproblemen, hat Angst vor einer möglichen Inflation und ist aufgrund
des medialen Aufsehens besorgt – zum einen besteht zwar das gute Recht, dass man vom politischen
System und der Unfähigkeit mancher Institutionen enttäuscht ist, jedoch sollte man sich sicher
sein, dass man das gesamte System versteht. Wie aktuelle Umfragen zeigen, ist dies jedoch nicht
der Fall. Wie das monetäre System tatsächlich funktioniert, ist aufgrund der sich
überschlagenden, tagtäglichen Meldungen leicht ins Hintertreffen geraten, weswegen an einem
einfachen Beispiel ein Exempel statuiert werden kann. Erst dabei wird klar, inwieweit der
klassische Verbraucher den gesamten Wirtschaftskreislauf aktiv beeinflusst. Die damit verbundene
Verantwortung sollte jedem klar sein, weswegen es sich an einem einfachen Beispiel lohnt den Weg
des Verbraucher-Geldes zu verfolgen.
Ein Neuwagenkredit - Der Weg des Geldes
Das beste Beispiel hierfür ist der PKW-Kredit. Hierbei handelt es sich um eine relativ große
Summe und vor allem um unterschiedliche Auswirkungen auf das gesamte Wirtschaftsverhältnis - je
nachdem, wie sich der Verbraucher entscheidet. Geht man von einer Summe von rund 20.000 Euro
aus, die vom Bankinstitut bewilligt wird, kann der Verbraucher diese entweder sofort nach der
Kontogutschrift in Bar abheben oder sie via Überweisung an den Autohändler transferieren. Damit
die Bank diesen Kredit jedoch gewährt, ist grundlegend eine Einlage. Eine, die dann greift, falls
der Kredit nicht zurückgezahlt werden kann. Genau hier findet sich einer der größten
Verursacher, der Wirtschaftskrise: Banken haben Kredite bewilligt, insbesondere für Immobilien,
die bei genauerer Betrachtung wertlos waren. Die Kredite konnten nicht zurückgezahlt werden und
mit den Immobilien selber hatten Banken keinen wirklichen Wert als Einlage. Da die Bankenbilanz
und insbesondere auch die Konditionen für weitere Finanzprodukte abhängig ist von solchen
Einlagen, musste staatliche Hilfe in Anspruch genommen werden um eine Reduzierung dieser
Einlagen zu vermeiden.
Die Position der Notenbanken
Betrachtet man nun wieder das Beispiel des Autokredites, kann man erkennen, dass je nach
Verbraucherverhalten auch die Bankeneinlagen variieren. Würde der Kredit von 20.000 Euro Bar
abgehoben werden, geht dies zu Lasten der Bankeneinlage. Dies ist zwar ein Nachteil für die
Bank, jedoch ein Vorteil für die gesamte Volkswirtschaft, da der Bargeldumlauf somit positiv
beeinflusst wird. Würde der Kreditnehmer das geliehene Geld von seiner Bank aus überweisen,
verliert die eine Bank zwar die Einlage, die Bank des Autohauses hingegen hat somit eine höhere
Bankeinlage. An dieser Stelle kann die Notenbank genannt werden, da sie über das Reserveguthaben
aller Banken verfügt - von hier aus wird ein gesamter Wirtschaftsablauf reguliert, da sich das
Mindestreserveguthaben der Banken ausschließlich bei der Notenbank befindet. Mit Hilfe dieses
Guthabens werden Kredit ermöglicht, die auch von Banken genutzt werden können: In einem solchen
Fall kann die Möglichkeit der Refinanzierungskredite von Finanzinstituten in Anspruch genommen
werden. Wie bei einem klassischen Verbraucherkredit müssen auch die Banken Sicherheiten
hinterlegen - dabei handelt es sich in den meisten Fällen um die bankinternen Wertpapiere. Es
gibt jedoch noch eine Alternativmöglichkeit, die darin besteht, dass die Notenbank Wertpapiere
der Finanzinstitute ankauft, womit der Bank wiederum Geld zur Verfügung steht, weswegen der
Refinanzierungskredit nicht in Anspruch genommen werden muss. Auf globaler Ebene betrachtet,
muss durch einen vermehrten Wertpapier-Ankauf sogar deutlicher häufiger auf Refinanzierungskredite
verzichtet werden, um dass die Notenbank kein zu hohes Verlustrisiko eingeht.
Das Risiko auf Seiten der Banken
Das Risiko bis dato ist schon weitaus höher für Notenbanken, da Anleihen möglicherweise nicht
zurückgezahlt werden können - entsprechend wichtig ist es in einem Fall, wie im vergangenen
Jahr, dass finanziell instabile Staaten zwar unterstützt werden, jedoch nicht ohne dass
weitreichende Konsequenzen abgeschätzt werden können. So wird der klassische Verbraucherkredit
zum Wirtschaftsmotor, eine Notenbank wie die EZB zur Steuerungs-Institution, Anlageberater und
Finanzinstitute zum Wirtschaftsstabilisator. Hierbei handelt es sich durchaus um eine detailreiche
Maschinerie, die ohne eigennütziges Denken jedoch funktionieren und sich sogar bei kleineren
Unsicherheiten eigenständig ausgleichen würde. Hätte man in den USA nicht mit wertlosen Immobilien
gehandelt, wären Verbraucher und Banken weltweit nicht in ein solches Chaos abgerutscht - aber
auch das ist schon lange kein Geheimnis mehr.
Fazit
Was Verbraucher und Banken daraus lernen können? Investitionen genauestens prüfen, die
Kreditfähigkeit realistisch abschätzen und den vorausschauenden Blick über die gesamte
Länge der Kreditlaufzeit nicht verlieren.