Freitag 07.01.2011 - Rubrik: Wirtschaft
Die ruhigen Weihnachtstage sind vorbei, der Markt startet aber mit den gleichen Sorgen aus dem
Jahr 2010 in das Jahr 2011. Dennoch gab es in der ersten Woche positive Nachrichten, die erste
Anleihe in Höhe von 5 Milliarden Euro für das angeschlagene Irland wurde erfolgreich am Markt
platziert. Überraschend kam dieser Schritt nicht, denn bereits im November 2010 hatten die
EU-Finanzminister und der Internationale Währungsfond Irland-Hilfen in Höhe von insgesamt 85
Milliarden Euro beschlossen. Die neuen europäischen Staatsanleihen, die sogenannten Euro-Bonds,
stoßen nicht überall auf Gegenliebe, Deutschland hat sich bis jetzt vehement gegen die
Staatsanleihen ausgesprochen und dürfte den Schritt kritisch beobachten. Befürworter sehen in
den europäischen Staatsanleihen jedoch eine Chance zur Stabilisierung des Euros.
Schlechte Nachrichten aus der Schweiz
In der Schweiz kamen die Iren nicht ganz so gut weg. Die Schweizerische Nationalbank will
sich nicht länger auf die unsicheren Iren verlassen und akzeptieren irische Staatsanleihen
nicht mehr als Sicherheit für ihre Geldmarkt-Geschäfte. Nach Griechenland ist Irland schon
das zweite EU-Land, dessen marode Finanzlage dazu geführt hat, dass deren Staatsanleihen unter
den Bann der Schweizer Nationalbank fallen. Scheinbar reicht den Schweizern der europäische
Sicherheitsschirm als Garantie nicht aus.
Hohe Zinsen für Portugal
Der nächste europäische Wackelkandidat Portugal muss für seine Staatsanleihen hohe Zinsen zahlen.
Das Land platzierte zwar eigene Schuldverschreibungen in Höhe von 500 Millionen Euro am Markt,
muss aber dafür tief in die Tasche greifen und 3,7% Zinsen an seine Geldgeber zahlen.
Höhere Zinsen auch für Deutschland
Im Vergleich zu den angeschlagenen EU-Ländern steht Deutschland als solventer Schuldner deutlich
besser dar, muss für seine Staatsanleihen dennoch ebenfalls höhere Zinsen zahlen. 3,9 Milliarden
Euro an zehnjährigen Anleihen wurden gehandelt und mit einem Zinssatz von 2,87% verkauft. Zuletzt
lag der Zinssatz noch bei 2,59%, im Vergleich
zu Portugal mit 3,7% Zinsen, sieht es für Deutschland
jedoch sehr gut aus.
China kauft spanische Anleihen
China kauft spanische Anleihen, aber dies nicht ganz uneigennützig. Chinas Vize-Ministerpräsident Li
Keqiang zeigte sich zu Beginn seiner Europareise großzügig. Dahinter steckt jedoch keine gemeinnützige
Spendenbereitschaft der Chinesen, sondern auch klug ausgedachte Taktik. China kaufte spanische
Staatsanleihen in Höhe von 6 Milliarden Euro, nicht das erste Mal unterstützt der Gigant China
europäische Länder. Zuvor waren schon griechische Staatsanleihen gekauft worden und auch an
portugiesischen Staatsanleihen bekundet China Interesse. Doch warum zeigt sich China gegenüber Euro
so großzügig? China hat zwei gute Gründe sich stärker am europäischen Markt zu beteiligen. Ein schwankender
und instabiler Euro belastet Chinas Wirtschaft. Diese ist ohnehin schon angeschlagen, China selbst
erhöhte seine Zinsen und versucht aktuell die Immobilienkrise und drohende Inflation in den Griff zu
bekommen. Ein instabiler Euro drückt die Exportnachfrage chinesischer Handelsgüter, China ist jedoch
als Exportnation auf eine starke Exportnachfrage angewiesen. Sinkt aufgrund eines schwachen Euros die
Exportnachfrage, leidet das Land ebenfalls. Stützt China mit dem Kauf verschiedener Staatsanleihen
die Finanzen der angeschlagenen Länder, stabilisiert das Land damit auch den Euro und kann weiterhin
von einem starken Export profitieren. Außerdem will sich China die Abhängigkeit vom Dollar reduzieren.
China ist der größte Kreditgeber der USA, mischt China nun auch auf dem europäischen Markt mit,
reduziert das Land damit seine Abhängigkeit vom Dollar und schafft sich so, vereinfacht ausgedrückt,
ein zweites Standbein.
Nicht ganz ohne Risiko
Experten sehen das immer stärkende werdende Interesse Chinas am europäischen Markt mit gemischten
Gefühlen. China gewinnt immer mehr Macht am europäischen Markt, könnte damit auch größeren politischen
Einfluss nehmen und den Export stärker nach eigenen Interessen beeinflussen. Da China jedoch kein
demokratisches Land ist, könnte die kommunistische Führung in Konflikt mit europäischen Interessen
stehen. Schon jetzt bestehen starke Abhängigkeiten zu China, dies kann man deutlich an den deutsch-chinesischen
Beziehungen sehen. Im Jahr 2010 ist das Land zum wichtigsten Lieferant der deutschen Wirtschaft
aufgestiegen, außerdem wollen vor allem deutsche Autobauer stärkere Wirtschaftsbeziehungen zu China
pflegen, da hier der Markt noch ein riesiges Potenzial bietet. Es bleibt also abzuwarten, ob und wie
China sich kooperationsbereit zeigt oder welchen Einfluss das Land künftig auf Europa nimmt.
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