Freitag 04.02.2011 - Rubrik: Wirtschaft
Unter der Führung von Josef Ackermann, Vorstandvorsitzender der Deutschen Bank, ist die
Deutsche Bank zu den weltweit größten Bankadressen aufgestiegen. Das Motto des Schweizers
war nie Bescheidenheit, vielmehr handelte er immer getreu der Philosophie: „Klotzen und nicht
Kleckern“. Nun hat Ackermann bekannt gegeben seinen auslaufenden Vertrag bis zum Jahr 2013 nicht
verlängern zu wollen. Josef Ackermann geht in den Ruhestand, was dies für ihn selbst auch immer
bedeuten mag, denn es ist kaum vorstellbar, dass ein Mann seines Formates tatsächlich zur Ruhe
kommt. Ackermann will gehen und hat sich dazu vorher noch ein großes Ziel gesetzt und gleichzeitig
eine Personaldebatte ausgelöst, die er selbst eigentlich so gar nicht wollte. Die Situation
ist zwiespältig, wie das Ansehen um seine Person selbst auch. 2011 soll das erfolgreiches Jahr
in der Geschichte der Deutschen Bank werden. Gleichzeitig scheint er aber auch versäumt zu
haben rechtzeitig einen Nachfolger für sein Amt aufzubauen. Die Personaldebatte ist heftig,
genauso heftig wie das Ziel, dass sich Ackermann gesetzt hat. Er war, ist und bleibt
wahrscheinlich auch, ein Mann der Kontroversen.
Das Ziel des Josef Ackermann für 2011
Das größte deutsche Geldinstitut hat im vergangenen Jahr 2,3 Milliarden Euro Überschuss erzielen
können. Nur zwei Jahre nach der Finanzkrise, dem prägenden Jahr 2008, kann die Deutsche Bank
einen Überschuss vorweisen, von dem andere Banken nur träumen. Für die Bank selbst ist das
Ergebnis aber alles andere als berauschend, denn 2009 verdiente sie noch doppelt so viel. Für
Josef Ackermann kein Grund zur Traurigkeit, auf der Pressekonferenz lächelte er strahlend, wo
andere mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck gesessen hätten. Ackermann schaut nach vorne,
2010 scheint für ihn schon längst Geschichte zu sein, schaut man sich seine Pläne für das Jahr
2011 an. Ackermann hat im vergangenen Jahr teuer eingekauft, die
Postbank und das Bankhaus Sal.
Oppenheim wanderten in seine Tasche. Diese Investitionen sollen sich jetzt bezahlt machen. Hat
die Deutsche Bank
bis jetzt überwiegend ihr Geschäft im Investmentbanking betrieben und dies
auch sehr erfolgreich, plant Ackermann jetzt den Ausbau des Privatkundengeschäftes und strebt
auch in diesem Segment die Marktführung an. Alles andere wäre auch untypisch für den Schweizer.
Die Commerzbank konnte die Deutsche Bank schon hinter sich lassen, gemeinsam mit der Postbank
betreut die Deutsche Bank jetzt 24 Millionen Privatkunden, die Commerzbank kommt gerade auf
11 Millionen Privatkunden. Einen großen Konkurrenten im Privatkundengeschäft hat die Deutsche
Bank aber immer noch, die Sparkassen liegen mit fast 48 Millionen Privatkunden deutlich vor der
Deutschen Bank und auch die Volks- und Raiffeisenbanken können noch deutlich mehr Privatkunden
aufweisen als die Deutsche Bank. Gehen die Pläne Ackermanns auf, dann soll sich dies möglichst
schnell ändern.
Ackermann setzt sehr hohe Ziele
Getreu seinem oben erwähnten Motto, hat Ackermann auch bei den zukünftigen Vorsteuergewinnen
große Ziele. 10 Milliarden Euro, das soll Standard der Deutschen Bank werden. Jedes Jahr, das
versteht sich wohl von selbst, wenn solch eine Äußerung von einem Josef Ackermann getätigt wird.
Kann er das Ziel noch unter seiner Führung umsetzen, wird ihm ein großartiger und glanzvoller
Abgang gelingen. Er setzt damit aber auch sehr hohe Ziele für seinen Nachfolger. Kann Josef
Ackermann das Ziel dieses Jahr noch erreichen? Eine Antwort blieb er auf diese Frage schuldig,
ein Lächeln nicht.
Wer tritt die Nachfolge an?:
Nicht ganz so glanzvoll verläuft aktuell die Debatte um seinen Nachfolger. Die Liste ist lang, die
Deutsche Bank ist groß geworden, zu groß wie manche Experten meinen und werfen Ackermann vor, er
hätte versäumt sich rechtzeitig um einen adäquaten Nachfolger zu bemühen. Die Liste der
Vorstandsmitglieder ist lang, doch jeder Vorstand der Deutschen Bank ist seinem Spezialgebiet
zugeteilt. Wer ist geeignet alle Geschäftsbereiche zu führen? Der bis jetzt gehandelte Favorit,
Anshu Jain, seines Zeichens zuständig für den Teil des Investmentbankings? Oder doch eher Rainer
Neske, zuständig für den Bereich Privatkundengeschäft? Realistisch gesehen wäre jeder Geschäftsbereich
für sich allein schon so groß, dass er einen alleinigen Vorstandsvorsitzenden benötigen könnte.
Die Deutsche Bank ist gewaltig und so braucht es auch einen „gewaltigen“ neuen Vorstandsvorsitzenden.
Wer ist in der Lage alle Geschäftsbereich zu führen? Schon 2009 wurde der Vertrag mit Ackermann
überraschend bis 2013 verlängert, weil sich kein geeigneter Nachfolger fand. Außerdem spekuliert
die Branche, dass Ackermann vielleicht schon 2012 seinen Posten verlässt. Erreicht er tatsächlich
den von ihm angestrebten Gewinn, wäre das der ideale Zeitpunkt um die Bank zu verlassen. Doch wie
will man schon ein Jahr eher einen Nachfolger finden, wenn schon für 2013 die Positionen unklar
sind? Vielleicht wird man nicht nach einem „Ackermann Nachfolger“ suchen müssen. Vielleicht ist
ein Josef Ackermann gar nicht zu ersetzen und vielleicht sollte die Deutsche Bank die Nachfolgesuche
nach einem „neuen Gesicht“ ausrichten und nicht nach einem Ersatz.
- Leitzinsen bleiben erst einmal auf Rekord-Tief