Freitag 15.07.2011 - Rubrik: Wirtschaft
Inmitten der Euro-Schuldenkrise und dem finanziellen Desaster der USA ist der nun mehr
2. Banken - Stresstest ein wenig untergegangen. Teilgenommen haben 91 europäische Banken,
8 fielen durch und haben den Test nicht bestanden. Unter den 8 Banken, die den Test nicht
bestanden, befindet sich keine deutsche Bank. Ursprung des Banken-Stresstest ist die Finanzkrise
2008 gewesen. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers brachte damals zahlreiche
Banken zu Fall. Ein erneutes Szenario dieser Größenordnung sollte mit der Einführung des
Banken-Stresstest vermieden werden. Mit dem Stresstest sollen die Banken auf ihre
Widerstandsfähigkeit in Krisensituationen geprüft werden. Durchgeführt wird der
Test von neu eingeführten Europäischen Bankenaufsichtsbehörde, kurz EBA, die ihren
Sitz in London hat. Die EBA hat sich verschiedene Belastungssituationen überlegt,
anhand derer die Belastbarkeit der teilgenommenen Banken getestet wird. Wichtigstes
Kriterium ist dabei das Kernkapital der Banken, dieses muss auch in Stresssituationen bei
mindestens 5% liegen, um ernsthaften Belastungen standhalten zu können. Neu ist allerdings,
dass die Europäische Bankenaufsichtsbehörde Mischformen aus Eigen- und Fremdkapital sowie
Stille Einlagen nicht mehr zulässt. Seit dem 1. Stresstest im letzten Jahr wurde die Quote
des benötigten Kernkapitals zwar um einen Prozentpunkt gesenkt, gleichzeitig wurden aber für
die Banken wichtige Kapitalreserven aus dem Kernkapital herausgenommen.
Was ist ein mögliches Stressszenario?
Wie sieht eigentlich ein Stressszenario aus? Die EBA simuliert verschiedene mögliche Szenarien,
die sich an der aktuellen Lage des Finanzmarktes orientieren und vergangene Probleme einbeziehen.
Dieses Jahr wurde eine erneute Verschärfung der EU-Schuldenkrise zugrunde gelegt, sowie ein
Abfallen des Bruttoinlandproduktes. Auch ein weiterer Rückgang der Aktienkurse wurde zugrunde
gelegt. Eine mögliche Staatspleite Griechenlands wurde allerdings nicht berücksichtigt. Das
aktuelle Thema, der Dollar und eine drohende Zahlungsunfähigkeit der USA, wurden ebenfalls in
den Banken-Stresstest einbezogen. Anhand dieser möglichen Entwicklungen wird getestet in wie
weit die teilgenommenen Banken diese Szenarien überstehen könnten und welche Auswirkungen sich
auf die auf die Gewinne und die Kapitalausstattung der Banken ergeben. Aus Deutschland beteiligten
sich ursprünglich 13 Unternehmen: die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Hypo Real Estate,
die Zentralinstitute der Volks-, Raiffeisen- und Spardabanken (die DZ Bank und die WGZ Bank),
das Zentralinstitut der Sparkassen (die Deka Bank) sowie sechs Landesbanken. Die Landesbank
Hessen-Thüringen (Helaba) unterzog sich nach einem Streit mit der EBA dem Test nicht. Die Heleba
hatte verlangt, dass eine Stille Einlage des Landes Hessen in Höhe von 1,92 Milliarden Euro
einbezogen werden sollte. Dies hatte die EBA untersagt, daraufhin zog die Heleba ihre Teilnahmen
zurück. Wahrscheinlich hätte sie ohne Berücksichtigung der Stillen Einlage den Test
nicht bestanden.
Welche Folgen hat der Stresstest für die teilgenommenen Banken?
Welche Folgen der Banken-Stresstest hat ist umstritten, denn tatsächlich ändert sich nicht viel.
Im Vorfeld gelangten einige Zahlen an die Öffentlichkeit. Wie nicht anders erwartet fiel das Ergebnis
für Deutschland gut aus. Nur die beiden Landesbanken Nord LB und HSH Nordbank schafften die 5% Hürde
nur ganz knapp. Auch das Ergebnis der südeuropäischen Banken überrascht keineswegs, Experten
vermuten, dass einige Banken durchgefallen sind. Gleichzeitig versucht man aber Ruhe zu schaffen
und die Märkte nicht in Aufruhr zu bringen. Sollte ein Notfall eintreten, stehen die Staaten bereit,
um den betroffenen Banken zu helfen. Die EBA möchte, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Lücken
zu schließen, die sich im Banken-Stresstest aufgetan haben. Konkrete Pläne gibt es aber nicht,
mögliche Konsequenzen aus dem Stresstest sind reine Spekulationen und Wünsche.
Kritik am Stresstest
Einige Kritiker halten den Stresstest für zu ungenau und inkonsequent. Sie nannten als Beispiel die
irischen Banken, die 2010 den Test bestanden und wenige Monate später pleite waren. Kritisiert wird
ebenfalls die Rücksichtnahme, möglicherweise ließ man einige Banken den Test ganz knapp bestehen, um
Unruhen zu vermeiden. Genau dies führt aber keineswegs zu einer Verbesserung, genauso wenig die wie
bereits in Aussicht gestellten Staatshilfen für angeschlagene Banken. Die Eigenverantwortung der
Banken wird auch mit dem Stresstest nicht verbessert. Die betroffenen Banken sehen den Stresstest aus
ihrer Sicht heraus als Vorwegnahme der 2013 eintretenden Basel III Regelung. Der Stresstest zwinge
die Banken jetzt schon ihr Eigenkapital zu erhöhen, obwohl sie für Basel III eigentlich zehn Jahre
stufenweise Zeit gehabt hätten. Fakt ist, es bleibt ein fader Beigeschmack zurück. Es scheint, als ob
man aus der vergangenen Zeit einfach nicht lernen wolle. Ist Not am Mann, stehen Staatshilfen bereit.
Basel III ist noch weit weg, Eigenverantwortung und Konsequenzen aus dem Stresstest liest man nirgendwo.
Jeder schiebt die Verantwortung weit von sich, Gewinnmaximierung, koste es was es wolle, scheint immer
noch die oberste Priorität zu sein, daran ändert auch kein Banken- Stresstest etwas.
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