Freitag 09.07.2010 - Rubrik: Wirtschaft
Deutschland, England und die Entwicklung der geschwächten EU-Staaten
Die vergangene Woche war im Hinblick auf die Weltwirtschaft zwar nicht ereignisreich, aber
dennoch sind die Entwicklungen fundamental für die kommenden Monate. So machte zunächst die
Royal Bank of Scotland auf sich aufmerksam, indem der Bankenchef Stephen Hester sich zu
aktuellen Entwicklungen äußerte.
Erste Etappe - die Royal Bank of Scotland
Nicht nur, dass er den Fehler seines Vorgängers direkt ansprach, nein, er bezeichnete
die Stabilisierung seiner Finanzgeschäfte auch als den "größten Restrukturierungsfall der Welt".
Kurz bevor die Finanzkrise ihren Klimax erreichte, kaufte sein Vorgänger ABN Amro.
Hierbei handelte es sich um ein Beispiel par exellence für den klassischen
Wirtschaftsablauf der Royal Bank of Scotland. Man achte nicht auf aktuelle
Wirtschaftsentwicklungen, sondern greife dann zu, wenn sich günstige Angebote
bieten. Die Bekanntgabe, dass wieder neue Freiräume entstehen, spricht deutlich
für den Aufschwung der Bank, welcher auch für das Ausland von Vorteil ist - so sind
die Zweifel, dass die Bank ihre Geschäfte im Ausland herunterfahre,unnötig; dies
jedenfalls äußerte Hester zuletzt.
Die Wirtschaft im Auftakt
Ein weiteres Highlight der letzten Tage waren die aktuellen Zahlen der laufenden
EU-Kredite. Insgesamt wurden 4,4 Milliarden Euro vom Bund für die Rettung von Banken
investiert. Innerhalb der nächsten zwei Jahre werden weitere 4,4 Milliarden
benötigt. Grundlegend hierfür sind die Kapitalkosten, welche 2009 noch bei rund
760,5 Millionen Euro lagen und im kommenden Jahr mit 927,3 Millionen eine Phase der
Kontinuität einleiten. Da stellt sich automatisch die Frage nach den generellen
Inlandsentwicklungen der Wirtschaft. Nicht nur, dass im Juni die Arbeitslosenrate
um 0,2 Prozentpunkte auf 9,5 Prozent gefallen ist, nein, auch die Autoindustrie sorgt
für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Mit der steigenden Nachfrage nach Pkws und dem
damit verbundenen Exportwachstum, wurden auch die inländischen Produktionen erhöht.
Obschon der inländische Absatz um 29 Prozent gesunken ist, ist der Verkauf ins
Ausland ein Stabilisator, der die Kapitalkosten ermöglicht. Ganz anders hingegen
sieht es in den USA aus - Grund zur Besorgnis ist der Abbau von insgesamt 225.000
Arbeitsstellen und die schon im Juni verzeichneten 125.000 Arbeitsplatzverluste.
Damit einhergehend ist auch der Aktienmarkt in Bewegung: Während der Deutsche
Aktienindex um 0,5 Prozent gewachsen ist, stieg auch der Eurokurs. Diese Werte
kombiniert mit den aktuellen Kreditrückzahlung, befähigte die Europäische
Zentralbank den Referenzkurz anzuziehen - somit kostet der Dollar 0,8112 Euro.
Forderung und Alternativangebot - die Kulanz der EZB
Die EZB kann sich gegenwärtig generell auf ein deutliches Plus in den kommenden Monaten
freuen, da die Rückzahlung der Kredite seit vergangener Woche begonnen hat. 442
Milliarden Euro sollten von insgesamt 1121 Banken zurückgezahlt werden, wobei
offenbar nur 171 noch nicht in der Lage waren. Diese Bankinstitute erhielten die
Möglichkeit mit einem dreimonatigen Kredit diesen Ausfall zu überbrücken - im Vergleich
dazu: Die angesammelten Kreditbeträge wurden von den Banken im vergangenen Juni in
Anspruch genommen - die Gesamtsumme dabei betrug 132 Milliarden Euro. Auch
Finanzexperten ließen laut werden, dass es sich bei der Anzahl der zahlungsfähigen
Institute um ein durchaus positives Zeichen handelt - nicht nur, dass die Schätzungen
der benötigten Kreditbeträge im vergangenen Jahr schon weitaus höher waren, nein, auch
dass insgesamt 78 Banken die momentan gewährte Alternative eines Kredites mit einer
Laufzeit von sechs Tagen genutzt haben, ist ein Zeichen der positiven Wirtschaftsentwicklungen.
Die Zeichen der Zukunft
Die Gegenfinanzierung eines Darlehens der vergangene zwölf Monate - ganz gleich ob
über drei Monate oder sechs Wochen ist ein bankenfreundliches Angebot der EZB. Als
regulierende Instanz zeigt die Europäische Zentralbank somit, dass sie zwar einerseits
auf die Rückzahlung der Kredite und somit auf eine Verbesserung der inländischen
Wirtschaftssituationen besteht, andererseits jedoch auf EU-Staaten Rücksicht nimmt, deren
Aufbau nur schleppend voran geht. Eins steht fest: mit den festgelegten Zeiträumen
und der bestehenden Bedingungen muss jedes EU-Land, das ein Darlehen beantragt hat,
etwas am eigenen Finanzverhalten ändern. Durch die Umstellung der inländischen System
und die damit verbundenen Sparmaßnahmen, welche unabdingbar sind um Kredite in
solchen Höhen zurückzahlen zu können, werden zugleich zukünftige Vorsichtsmaßnahmen
getroffen, um solche Situationen zu vermeiden. Ein Beispiel wie Griechenland macht
deutlich, dass es nichts bringt staatsinterne Schuldenproblematiken zu verschweigen -
ausschlaggebend sind zudem neue Gesetze, die es den Staatshaushalten schier unmöglich
machen unausgeglichene Bilanzen zu vermeiden.