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Bankensterben in den USA nimmt kein Ende


Freitag 12.11.2010 - Rubrik: Wirtschaft

Ein unrühmlicher Rekord, allein dieses Jahr sind den USA 143 Banken geschlossen worden. Das Bankensterben nimmt kein Ende, die Wirtschaft in den USA will sich einfach nicht richtig erholen. Allein am letzten Freitag wurden erneut vier Geldhäuser geschlossen. Das Bankensterben hat seinen Preis, neben den zahlreichen Arbeitsplätzen kostete allein das diesjährige Bankensterben den Bankensicherungsfonds rund 21 Milliarden Dollar. Die Summe hat sich zwar gegenüber dem Vorjahr 2009 verringert, im Jahr 2009 waren es noch 36 Milliarden Euro, aber zu diesem Zeitpunkt sind die geschlossenen Banken auch deutlich größer gewesen. Dieses Jahr sind vor allem die Regionalbanken betroffen, mit Hilfen können nur noch die Branchenriesen rechnen.


Ursachen des Bankensterbens

Wie kommt es zu diesem außergewöhnlich hohen Bankensterben? Ursache ist wohl die leichtfertige Kreditvergabe während der wirtschaftlich guten Zeiten. In den USA ist Ratenkauf äußerst populär, Einrichtung, Auto, Häuser, so ziemlich alles wird auf Pump gekauft. Die Kreditkarte ist es des Amerikaners liebstes Zahlungsmittel. In wirtschaftlich guten Zeiten eigentlich auch kein Problem, doch dann kam die Finanzkrise. Die Arbeitslosigkeit stieg, den Menschen fehlte das Geld, um ihre Kredite zurückzahlen zu können. Bis heute stagniert die Zahl der Arbeitslosen bei 9,6% und will sich keinen Prozent verringern. Als die zahlreichen Immobilien noch ihr Geld wert waren, wurden diese kräftig beliehen. Dann kam die mächtige Immobilienblase, heute stehen in den USA tausende Einfamilienhäuser leer. Banken bleiben auf ihren Krediten sitzen. Während die großen Banken von Staatshilfen profitieren, an der Wallstreet am Freitagabend die Stimmung schon wieder recht gut gewesen ist, trifft es die regionalen und kleineren Geldinstitute besonders hart.


Banken tragen die Schuld selbst

Die meisten Banken tragen die Schuld selbst. In guten Zeiten war ihnen jeder Kunde recht. Kredite wurden gerne und häufig auch leichtsinnig vergeben. Häuser bis zum letzten Cent beliehen, über die Kreditkarten wurden ebenfalls hohe Kredite vergeben, scheinbar niemand rechnete mit dem Zusammenbruch. Sicherheiten wurden mangelhaft erwartet oder gar nicht erst überprüft. Kleinere, regionale Banken witterten das ganz große Geschäft, agierten plötzlich landesweit, die Gier siegte. Leichtsinn und Größenwahn fordern heute ihren Tribut. Vor allem die Regionalbanken ärgern sich über die Staatshilfen für die großen Kreditinstitute, rund 700 Milliarden Dollar wurden in das Bankengeschäft gepumpt. Nur die wenigsten kleinen Banken bekamen von dem Geld etwas ab.


Finanzpolitik in den USA ohne Konzept

Die Finanzpolitik in den USA ist für den Europäer in den letzten Wochen kaum zu verstehen. Während die Staatshilfen in Europa minimiert wurden, lediglich der Leitzins bleibt auf seinem Rekordtief, werden in den USA weitere Milliarden Dollar auf den Markt "geschmissen". Die Geldschleuse wurde wieder einmal geöffnet, es mutet an wie eine Verzweiflungstat. Die US-Notenbank kauft für rund 600 Milliarden Dollar Staatsanleihen. Diese Maßnahme wurde groß als unkonventionell angekündigt. Doch neu ist sie keineswegs, denn genauso agiert die US-Notenbank bereits seit zwei Jahren, leider ohne sichtbaren Erfolg. Möglicherweise geht der Schuss nach hinten los, denn das bereit gestellt Geld geht keineswegs an Firmen, Unternehmer, kleinere Banken und die Verbraucher. Sogar China äußerte sich schon kritisch und sieht in dem Vorgehen der US-Notenbank den falschen Weg. Im schlimmsten Fall werde erneut eine "Monsterblase" aufgebaut, denn die 600 Milliarden Dollar locken vor allem Risikoanleger und Spekulanten. Auch Deutschland äußerte sich vorsichtig, aber relativ deutlich. Finanzminister Schäuble sagte wörtlich: "Bei allem Respekt, mein Eindruck ist, die Vereinigten Staaten von Amerika sind ratlos." Man sieht die Probleme in den USA weniger in der Liquidität des Landes, sondern vielmehr in einer völlig falschen Struktur.


Die zwei größten Probleme der USA

Neben den vielen kleinen Problemen in den USA, machen dem Staat vor allem zwei Probleme besonders zu schaffen. China hat den Geldhahn abgedreht, zu unsicher sei die Lage in den USA, man wendet sich Europa zu. Mit diesem Vorgehen schwächt China die amerikanische Wirtschaft zusätzlich, der Dollar fällt. Im Gegenzug drucken die USA weiterhin fleißig Geld. Dieses Geld ist jedoch "künstliches" Geld und dient keineswegs dazu die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Das zweite große Problem ist die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit. Dazu ist nicht die geringste Lösung in Sicht, mit der Folge, dass immer mehr Kredite faul werden, das Bankensterben nimmt einfach kein Ende. Experten sehen die Lösung für die USA nicht in einer erneuten Geldschwemme. Die Probleme müssen an anderer Stelle behoben werden. Die Bildungspolitik müsse deutlich verbessert werden, die Infrastruktur muss ausgebaut werden. Man müsse quasi "unten" ansetzen und die Probleme an der Wurzel anpacken. Es bleibt zu hoffen, dass sich die geäußerten Befürchtungen nicht bewahrheiten werden, denn eine zweite riesige Blase in den USA innerhalb so kurzer Zeit nach der Finanzkrise würde ungeahnte Ausmaße für die gesamte Weltwirtschaft mit sich bringen.