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Banken können weiterhin günstig Geld leihen


Freitag 08.10.2010 - Rubrik: Wirtschaft

Die Schlagzeilen in den letzten Tagen wirken bedrohlich, steht tatsächlich ein Währungskrieg an? Und was genau ist eigentlich der Auslöser für diese Vermutung? Am Donnerstag entschied der EZB-Rat den europäischen Leitzins nach wie vor nicht anzuheben, wie erwartet stagniert der Zinssatz weiterhin bei 1%. Eine Änderung in den nächsten Monaten wird nicht erwartet, Experten schätzen, dass der niedrige Leitzins bis in das dritte Quartal 2011 erhalten bleiben wird. Banken im europäischen Raum profitieren schon seit Mai 2009 von den günstigen Zinsen. Ausschlaggebend für die Absenkung des Leitzinses ist die Wirtschaftskrise gewesen. Langsam erholt sich die Konjunktur wieder, aber diese Stabilisierung will man nicht gefährden, Banken sollen auch weiterhin günstig Geld leihen können, um Kredite nicht verteuern zu müssen.


Entgegen dem weltweiten Trend, welcher derzeit vorherrscht, will die EZB ihre Geldpolitik aber nicht lockern. Anlass zu Spekulationen über einen möglichen Währungskrieg ist das Vorgehen anderer Notenbanken, sie lockern aktuell enorm ihre Geldpolitik. Mit Spannung wurde deshalb auch eine Stellungnahme des EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet erwartet. Er gab bekannt, dass die EZB (Europäische Zentralbank) keineswegs vorsehe seine Maßnahmen zu ändern. Banken werden zwar weiterhin mit "billigem" Geld unterstützt, um die langsame Erholung der Wirtschaft nicht zu gefährden, allerdings plane man jetzt schon einen langsamen Ausstieg aus diesen Maßnahmen.


USA, Japan und China öffnen die Finanzschleusen

Im Gegensatz dazu setzten die USA und Japan auf eine völlig gegensätzliche Maßnahme und fluten ihre Märkte mit billigem Geld. Tatsächlich haben die USA und Japan ihre Finanzschleusen weit geöffnet. Anlass für einen möglichen Währungskrieg zwischen Europa und China ist das Vorgehen der Chinesen, ihnen wird vorgeworfen die Währung künstlich niedrig zu halten, um die heimische Wirtschaft gegen äußerliche Einflüsse abzuschirmen.


Diese Maßnahme sorgte für Ärger und Spekulationen, in wie weit Währungen künstlich manipuliert werden dürfen. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet ist der Ansicht, dass Währungen den wirtschaftlichen Verhältnissen angepasst werden müssen und nicht künstlich manipuliert werden dürfen. Diese Manipulationen gefährden nicht nur den wirtschaftlichen Aufschwung, sie gefährden auch die Stabilität der Währung. China bindet seit zwei Jahren seine Währung an den Dollarkurs. Jean-Claude Trichet hält aber weiter an dem Versprechen fest, dass China in naher Zukunft seine Währung wieder flexibel öffnet, der eigenen Wirtschaft anpasst und damit die Bindung an den Dollar aufheben wird.


Unruhe auf dem Weltmarkt

Der starke Abfall des Dollars, der Weltleitwährung, sorgte für extreme Unruhe auf dem Weltmarkt. Es wurde angekündigt weiterhin frisches Geld zu drucken, um die schlechte Lage im amerikanischen Markt zu stabilisieren. Japan hatte ebenfalls gegen einen starken Yen gearbeitet, China passt seit geraumer Zeit seine Währung an den Dollar an. Dies hat bei einem schwachen Dollar automatisch auch eine schwache chinesische Währung zur Folge. Während einige Staaten weiterhin den Markt mit frischem Geld in großen Mengen versorgen wollen, steht die europäische Finanzpolitik in völligem Gegensatz dazu. Dies hat zur Folge, dass der Euro stark ansteigt und sich großer Stabilität erfreut. Zuletzt stand der Euro bei einem unerwartet hohen Wert von 1,40 Dollar, fiel aber kurze Zeit später wieder leicht ab.


Unterschiedlicher könnte die Strategie aktuell nicht sein. Während EZB-Präsident zurückhaltend und abwartend agiert, plant die US-Notenbank in großem Stil Wertpapiere aufzukaufen. Diese Maßnahmen verunsichern auch Anleger, der Dollar fällt, Papiere werden verkauft, man setzt zunehmend auf den starken und stabilen Euro. Trichet wollte sich auf der Konferenz am Donnerstag zu einigen Fragen nicht äußern und vermied auch peinlich genau das Wort Währungskrieg. Wie sich die unterschiedlichen Maßnahmen auswirken werden, kann und will noch niemand voraussagen. Heute beginnt das Treffen der sieben wichtigsten Industriestaaten, der G7 Gipfel. Hier werden sich die Finanzminister Zeit haben, um sich über das weitere Vorgehen und die möglichen Konsequenzen auszutauschen.


Grundsätzliche Unterschiede:

Die EZB kennt und will auch keinen richtigen oder falschen Wechselkurs kennen, denn in Europa bestimmt die Wirtschaft den Wechselkurs. In Europa steht die EZB neutral zum Wechselkurs und beeinflusst den Geldmarkt lediglich mit der Festlegung der Leitzinsen. Andere Notenbanken hingegen, wie zum Beispiel in den USA, der Schweiz und Japan, greifen aktiv in den Wechselkurs ein, in dem sie im großen Stil Wertpapiere oder Anleihen aufkaufen oder wie in den USA geplant, frisches Geld zu drucken. Hier ist der Wechselkurs nicht allein von der Wirtschaft abhängig, sondern kann wesentlich vom Handeln der Notenbanken beeinflusst werden. Die EZB hat sich von diesen Maßnahmen distanziert und setzt auf eine stabile Währung, die sich allein durch die wirtschaftliche Lage reguliert.


Allerdings ist der derzeit starke Euro keine Garantie oder Sicherheit für eine stabile und sichere europäische Wirtschaft, denn wer denkt, dass nun alles in Ordnung sei, der irrt sich gewaltig. Ein kurzfristiger Anstieg des Euros ist keineswegs ein Zeichen für eine europäische Verbesserung, denn auch hier sind immer noch einige Länder auf die Unterstützung der EZB angewiesen, um das Bankensystem überhaupt aufrecht zu erhalten. Wer also derzeit auf einen starken setzt, setzt damit auch auf ein gewisses Risiko, denn diese Stabilität ist nicht dauerhaft gewährt und wie sich die internationale Markt mit den Maßnahmen aus Japan und den USA weiter entwickeln wird, kann noch niemand genau absehen.