Kredit News

Lohnt sich die Lebensversicherung als Baufinanzierung noch?


Montag 08.08.2011 - Rubrik: Baufinanzierung


Aktuell werden Baukredite wieder günstiger, durchschnittlich muss der Bauherr für eine zehnjährige Baufinanzierung mit etwa 4% Zinsen rechnen. Der Zinssatz ist abhängig von der Bonität und der Höhe des Eigenkapitals. Doch das klassische Baukredit ist nicht die einzige Möglichkeit das Bauvorhaben zu realisieren, immer noch beliebt, wenn auch nicht die klassische Variante, die Lebensversicherung. Zunächst klingt die Baufinanzierung mit einer Lebensversicherung attraktiv. Die Lebensversicherung wird mit einem Hypothekendarlehen kombiniert und das Darlehen ist tilgungsfrei. Der Bauherr zahlt während der gesamten Laufzeit nur die anfallenden Zinsen und gleichzeitig die Beiträge für seine Lebensversicherung. Nach Ablauf der Lebensversicherung wird der gesamte Baukredit in einer Summe aus der Leistung der Lebensversicherung getilgt. Das klingt zunächst sicher und verlockend. Versicherer werben mit entsprechenden Slogans, doch die Verbraucherschützer warnen.


Warum ist die Baufinanzierung über eine Lebensversicherung riskant geworden?

Wird das Bauvorhaben mit einer Lebensversicherung realisiert, drohen dem Bauherrn im schlimmsten Fall hohe Nachzahlungen. Die Werbeslogans der Versicherer offenbaren eines nicht, die Überschüsse der Versicherer sind von Jahr zu Jahr niedriger geworden. Der Kunde hat bei Vertragsabschluss attraktive Rendite versprochen bekommen. Die Versicherer können diese aber nicht mehr leisten. Der Garantiezins für Policen sinkt weiter. Eine teure Nachfinanzierung kann die böse Folge sein. Und dies nicht etwa in absehbarer Zeit, denn das böse Ende offenbart sich erst mit Auszahlung der Versicherungssumme. Der Bauherr, der sich dann eigentlich auf ein Ende seiner Baufinanzierung eingestellt hat, muss sich um eine meist teure Nachfinanzierung bemühen. Schon im nächsten Jahr wird die garantierte Minimalverzinsung des angesparten Guthabens von jetzt schon mageren 2,25% noch mal um einen halben Prozentpunkt abgesenkt. Der Garantiezins, den die Versicherer ihren Kunden versprechen dürfen, liegt nur noch bei 1,75%. Nahezu jede andere Anlageform wirft mehr Zinsen ab, selbst die meisten Tagesgeldkonten liegen deutlich über diesem Zinssatz. Die Zinssenkung betrifft zwar nur die Neuverträge, aber wer an dieser Kombination der Finanzierung interessiert ist, muss sich bis Ende des Jahres entscheiden, denn nur noch bis zu diesem Zeitpunkt werden die 2,25% Zinsen gezahlt.


Kombinationsfinanzierung schlichtweg zu teuer

Garantiezins, Überschüsse und steuerliche Vorteile, das alles sind schöne Vorteile aus der Vergangenheit. Der Garantiezins sinkt, die Überschüsse fallen deutlich niedrige aus und die steuerlichen Vorteile sind ebenfalls Geschichte. Die Steuervergünstigungen wurden bereits 2005 abgeschafft. Viele Bauherren lassen sich von den Versprechungen und Werbeslogans der Versicherer locken, aber grundsätzlich ist die Kombinationsfinanzierung aus Hypothekendarlehen und Lebensversicherung zu teuer. In der klassischen Baufinanzierung wird die Schuld mit jeder Rate minimiert. Im Kombinationsdarlehen aus Lebensversicherung und Hypothekendarlehen wird die Gesamtschuld aber erst am Ende der Laufzeit mit einem Schlag getilgt, dementsprechend höher fallen auch die Zinszahlungen aus. Eine Rechnung, die am Ende nicht ausgeht und für den Bauherrn teuer wird. Hinzu kommt, dass die Erträge aus der Lebensversicherung zur Hälfte besteuert werden müssen, zusätzliche Kosten, die man sich mit einem klassischen Baukredit sparen kann. Liegt die Auszahlung vor dem 60. Lebensjahr des Versicherungsnehmers, muss der Ertrag sogar komplett versteuert werden.


Teure Nachfinanzierungen vermeiden

Wer sich schon für diese Finanzierungsform entschieden hat, kann mit ein paar Tipps dennoch die Kosten senken. Die Versicherungssumme kann erhöht werden und der Versicherungsnehmer kann höhere Beiträge einzahlen. Allerdings müssen hier die Vertragskosten genau angeschaut werden, hinzu kommen die mageren Renditen. Eine zweite Möglichkeit wäre die Lebensversicherung beitragsfrei stellen zu lassen. Statt der Beiträge für die Lebensversicherung, kann der Versicherungsnehmer dann in einen Fondssparplan einzahlen. Fondssparpläne werfen zwar eine höhere Rendite ab, sind aber auch risikoreicher. Die dritte Variante wäre die Lebensversicherung zu kündigen. Nachteil hier, die Kündigung ist immer mit Verlusten verbunden. Vorteil, der Ertrag aus der Auszahlung könnte dann als Sondertilgung in die Baufinanzierung eingebracht werden. Wird die Lebensversicherung nicht nur als Baufinanzierung genutzt, sondern dient gleichzeitig auch der Todesfallabsicherung, geht diese Absicherung verloren. Wird die Todesfallabsicherung benötigt, sollte man nach der Kündigung zumindest auf eine Risikolebensversicherung ausweichen.


Fazit der Redaktion

Die Baufinanzierung als Kombination aus Lebensversicherung und Hypothekendarlehen lohnt sich nicht. Die Zinsen für Baufinanzierungen werden in den nächsten Monaten, laut Aussagen verschiedener Experten, weiter sinken. Zahlte man vor wenigen Wochen noch 4,2% bei 10 Jahren Laufzeit, sind es aktuell im Durchschnitt nur noch 3,84%. Die Zinssätze für Baugeld orientieren sich an den Renditen der deutschen Schuldtitel. Da diese in den letzten Wochen gesunken sind, wurde auch das Baugeld günstiger. Aufgrund der aktuellen Entwicklung am Finanzmarkt ist nicht damit zu rechnen, dass die Zinsen in den nächsten Monaten stark ansteigen werden. Die klassische Baufinanzierung bleibt also nach wie vor die günstigere Variante.