Donnerstag 12.05.2011 - Rubrik: Baufinanzierung
Die Zinsen für Baugeld steigen schon seit ein paar Monaten. Nun ist noch die Leitzinserhöhung hinzu gekommen und so mancher Bauherr wird langsam nervös. Das Zinsniveau wird dieses Jahr weiter steigen und gerade im Bereich Baufinanzierungen machen wenige Prozentpunkte schon einen großen Unterschied aus. Muss man seine Hypothek in ein oder zwei Jahren verlängern oder plant das Bauvorhaben in den nächsten zwei Jahren, kann man schon erheblich mehr für eine Baufinanzierung zahlen als zum jetzigen Zeitpunkt. Die Zeit läuft weg und viele Bauherren verunsichert. Viele Banken bieten als Ausweg das Forward-Darlehen an oder als zweite Variante ein günstiges Darlehen abschließen, mit der Auszahlung warten und Bereitstellungszinsen zahlen. Stimmen die Voraussetzungen und Konditionen, kann der künftige Bauherr einige tausend Euro sparen.
Das Forward-Darlehen
Bei einem Forward-Darlehen handelt es sich um ein klassisches Annuitätendarlehen, die Darlehenssumme
wird dem Darlehensnehmer aber erst nach einer vereinbarten Vorlaufzeit ausbezahlt. Üblich sind bis zu
60 Monate. Das Forward-Darlehen wird klassisch genutzt, wenn sich der Bauherr günstige Zinsen sichern
möchte, aber das Bauvorhaben erst in der Zukunft umsetzen will. Da die Zinssteigerungen in der
nächsten Zeit noch nicht sicher absehbar sind, ist das Forward-Darlehen eine Alternative für den
Bauherrn, den aktuell noch recht günstigen Zinssatz zu sichern. Häufig wird das Forward-Darlehen als
klassische Anschlussfinanzierung genutzt. In der Vorlaufzeit fallen für den Darlehensnehmer keine
Bereitstellungszinsen an, die Zinssicherheit wird aber mit einem Zinsaufschlag "bezahlt". Je nach
Zinsentwicklung rechnet sich aber der Zinsaufschlag gegenüber den Zinserhöhungen am Finanzmarkt. Bei
der Auswahl eines günstigen Forward-Darlehens sollte der Darlehensnehmer auf die zinsfreien Monate
achten. Je höher die Anzahl der zinsfreien Monate, umso günstiger fällt das Forward-Darlehen aus.
Beispiel: Vereinbart wird eine Vorlaufzeit von 24 Monaten. Die Bank gewährt dem Darlehensnehmer vier
zinsfreie Monate. Der Darlehensnehmer muss also nur für 20 Monate den Zinsaufschlag bezahlen. Auch der
Fälligkeitszeitraum wird von den unterschiedlichen Forward-Darlehen Anbietern vorgegeben. Meist liegen
sie zwischen 24 Monaten und bis zu 60 Monaten. Hierbei gilt zu beachten, je kürzer der späteste
Fälligkeitszeitraum ausfällt, umso niedriger fällt auch der Zinsaufschlag aus. Möchte man sein
Forward-Darlehen in 24 Monaten in Anspruch nehmen, ist dies deutlich günstiger als eine Vorlaufzeit
von 60 Monaten. Da die Zinsentwicklung aktuell noch nicht langfristig absehbar ist, eignen sich derzeit
Forward-Darlehen mit einer Vorlaufzeit von 24 Monaten.
Hypothekendarlehen mit Bereitstellungszinsen
Nicht immer bietet die Bank neben einer günstigen Baufinanzierung auch ein Forward-Darlehen an. Möchte
oder kann man seine Bank nicht wechseln, bleibt noch die Alternative ein klassisches Hypothekendarlehen
abzuschließen, aber erst später abzurufen. Für die Bereitstellung des Darlehens, das aber erst später
abgerufen wird, berechnet die Bank Bereitstellungszinsen. Der Zinssatz für die Bereitstellungszinsen
liegt durchschnittlich bei etwa 0,25%. Umgerechnet auf ein ganzes Jahr ergeben sich 3%. Das
Hypothekendarlehen mit Bereitstellungszins lohnt sich nur, wenn die Bereitstellung nicht länger als
zwei Jahre dauert und der Darlehensnehmer sich im Gegenzug einen wirklich attraktiven Zinssatz für
sein Darlehen sichern konnte. Bietet die Bank diese Möglichkeit nicht von sich aus an, ist die
Bereitstellungsdauer bei den meisten Banken aber verhandelbar. Meist werden ein paar Extramonate
ohne Zusatzzinsen gewährt. Ob sich das Hypothekendarlehen mit Bereitstellungszins lohnt, kann nur
ein Vergleich zeigen. Pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten, der Darlehensnehmer sollte
die verschiedenen Angebote genau ausrechnen und immer verschiedene Anbieter miteinander vergleichen.
Restschulderhöhung nicht außer Acht lassen
Eines sollte der Darlehensnehmer in beiden Kreditvarianten nicht vergessen. Bedingt durch die Vorlaufzeit
verkürzt sich die Tilgungszeit um ein oder zwei Jahre. Damit erhöht sich am Ende der Laufzeit die
Restschuld. Um die Restschuld zu minimieren, sollte der Darlehensnehmer während der Laufzeit Sondertilgungen
einplanen, so lässt sich nach 10 oder 15 Jahren die Restschuld minimieren, die bedingt durch die Vorlaufzeit
von 1 oder 2 Jahren angestiegen ist.
Keine Zeit verschenken und jetzt noch günstige Zinsen sichern
Für alle Bauherren, die ihre Wunschimmobilie schon gefunden haben oder in den nächsten Monaten in die
Bauphase starten wollen, gilt in jedem Fall nicht mehr zu lange zu warten und sich jetzt schon um ein
günstiges Darlehen zu bemühen. Experten sind sich einig, für die nächsten Jahre ist die Zeit der günstigen
Zinsen erst einmal vorbei. Auch wenn noch niemand eine langfristige Zinsentwicklung voraussagen kann, so
billiges Baugeld wird es erst einmal nicht mehr geben. Die Baufinanzierung kann ohne Sorge für die nächsten
10 bis 15 Jahre abgeschlossen werden. Experten erwarten nicht, dass sich in diesem Zeitraum das Zinsniveau
noch einmal signifikant verbessern wird. Günstigere Einstiegsmöglichkeiten in eine Baufinanzierung wird es
in den nächsten Jahren nicht mehr geben. Wer jetzt zu lange wartet, wird bares Geld verschenken und seine
Baufinanzierung unnötig verteuern.