Samstag 15.01.2011 - Rubrik: Banken
Am Montag noch sahen die Nachrichten der WestLB eher düster aus. Es ging um die Frage, ob die
traditionsreiche Düsseldorfer Bank vor dem Aus steht. Finden sich Käufer? Sind die Ansprüche und
Forderungen der EU-Kommission zu hoch? Oder hat gar die Politik die WestLB in einem schlechteren
Licht darstellen lassen als es den Tatsachen entsprach? Heute, nur fünf Tage später, scheint es
so, als ob es Hoffnung für die WestLB geben würde. Nach den neuesten Gesprächen, die bis Mitternacht
geführt wurden, steht nun fest, dass vier neue Bieter für den Kauf der WestLB in Frage kommen. Der
Verkaufsbeauftragte für die WestLB, Friedrich Merz, gab am heutigen Morgen, Freitag 14.01.2011,
bekannt, dass man in den Verkaufsverhandlungen ein gutes Stück voran gekommen sei.
Wer sind die vier Interessenten?
Diese Frage dürfte wohl viele interessieren, aber Friedrich Merz löste sie nicht auf, wer die vier
Interessenten sind wurde nicht bekannt. In den vergangenen Wochen wurden immer wieder drei
Finanzinvestoren aus Asien genannt. Die Chinesen kooperieren bereits mit der HSH Nordbank. Merz
hatte den Interessenten einen engen Zeitraum abgesteckt, in den kommenden vier Wochen werden die
„Datenräume geöffnet“. Dieser Begriff wird im Fachjargon als das Öffnen der Bücher verwendet. Bis zum
11.Februar müssen die Interessenten nun konkrete Angebote vorlegen, Bedingung ist aber, die Angebote
müssen die komplette Bank bezeichnen, ein Teilverkauf ist nicht vorgesehen.
Widersprüchliche Aussagen
Interessanterweise stehen die oben genannten Aussagen im Widerspruch zu den letzten Nachrichten. Darin
hieß es immer wieder, dass ein Verkauf der Bank als Ganzes für Interessenten uninteressant sei und das
man sehr wahrscheinlich davon ausgehen könne die Bank in Teilbereiche zu splitten. Ein Verkauf als Ganzes
sei unwirtschaftlich und für kaum einen Interessenten rentabel. Die von Merz gesetzte Frist liegt genau
einen Tag vor dem Datum, dass die EU-Kommission genannt hatte. Am 15.Februar muss der Kommission eine
Entscheidung mitgeteilt werden wie die Zukunft der WestLB aussehen wird. Laut der Vorgaben der Kommission
muss bis zum Jahresende 2011 ein neuer Haupteigentümer gefunden werden. Merz und sein Team haben damit
lediglich 24 Stunden Zeit, um über mögliche Angebote der Interessenten nachzudenken und eine Entscheidung
zu treffen.
Fusioniert die WestLB letztlich doch mit anderen Landesbanken?
Genaues weiß man nicht, so könnte man die derzeitige Lage der WestLB auch beschreiben. Neben einem
Komplettverkauf an finanzstarke Investoren, einem möglichen Teilverkauf der die Zerschlagung der Bank
bedeuten würde, steht aber auch eine weitere Option offen. Die Fusion mit der BayernLB war gescheitert,
möglich wäre aber auch, dass die WestLB zumindest in Teilen einen Zusammenschluss mit der Hessischen-Thüringischen
Landesbank Helaba und dem Fondsanbieter Deka-Bank eingeht. Wie ein Finanzmarktbeobachter mitteilte, sind
diese Aussichten, auch die Sparkassen NRWs und das Land NRW diese Lösung gerne sehen würden, eher unwahrscheinlich.
Bisher sei nicht der kleinste Schritt in diese Richtung getan.
Wie fällt die Entscheidung aus?
Es bleibt spannend in der Frage um die Zukunft der WestLB. Abzuwarten bleibt wie hoch die Bietersumme
ausfallen wird, außerdem muss aber auch die EU-Kommission einbezogen werden. Denn diese ist zuständig für
die Bewertung der Zukunftskonzepte und das Bieterverfahren. Die EU-Kommission wird in den nächsten Wochen
laufend über die Verhandlungen und eventuell vorgelegte Konzepte informiert. Mit der Bewertung der EU-Kommission
stehen und fallen auch die Rückforderungen der EU-Hilfen. Bleibt die EU-Kommission bei ihren Forderungen, wird
das wohl das KO. für jeden Bieter bedeuten. Lenkt die Kommission ein und erlässt die Rückforderungen, wäre dies
sicherlich ein großer Schritt in Richtung Gesamtverkauf und Erhalt der Bank.