Montag 20.06.2011 - Rubrik: Banken
Die internationalen Bankenaufseher wollen 8 Großbanken strengeren Regeln unterwerfen, um in
Zukunft riskante Geschäfte zu minimieren. Betroffen ist unter anderem auch die Deutsche Bank.
Ziel ist es die Kapitalanforderungen zu erhöhen, um Steuerzahler vor weiteren Belastungen zu
schützen, die zustande kommen, wenn Großbanken mit riskanten Geschäften zu hohe Risiken eingehen. Wie
die "Financial Times" berichtete, soll die Deutsche Bank in Zukunft eine Kernkapitalquote von
9,5% erfüllen. Die Vorschriften aus Basel III schreiben aktuell eine Quote von 7% vor, gültig
ab 2013. Die Kernkapitalquote aus Basel III soll dann schrittweise eingeführt werden, wie sich
die internationalen Bankenaufseher die Einführung der noch höheren Eigenkapitalvorschriften
vorstellen, ist noch nicht ganz sicher. Betroffen sind aber nicht nur 8 Großbanken, insgesamt
sollen 30 systemrelevante Banken von den härteren Regeln betroffen sein. Die Höhe des Zuschlages
wird nicht pauschal veranschlagt, er richtet sich nach der Größe und der Komplexität der Banken.
Welche Bank wie eingestuft wird, ist noch offen und wird aktuell noch diskutiert. Es soll jedoch
sicher sein, dass die 7 größten Banken mit dem höchsten Zuschlag von 2,5% rechnen müssen. Neben der
Deutschen Bank sollen unter anderem die Citigroup, die Bank of America und JP Morgan sowie die
beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse im Gespräch sein.
Form des zusätzlichen Kapitals noch unklar
Die neuen Regelungen sind im Ganzen noch unausgereift. Es ist noch nicht klar, welche Banken welche
Quote erfüllen müssen, außerdem ist auch noch unklar in welcher Form das zusätzliche Kapital
aufgebracht werden muss. Das reine Eigenkapital kann in Aktien und/oder Kapitalrücklagen gebildet
werden. Für das zusätzlich geforderte Kapital sind Pflichtwandelanleihen, so genannte CoCo-Bonds,
im Gespräch. Sie sollen im Falle einer Krise automatisch von Fremdkapital in Eigenkapital umgewandelt
werden. In der Schweiz ist dieses Vorgehen nicht neu, die Schweizer Regulierer haben diese Regeln
für ihre Großbanken bereits eingeführt. In England will man ebenfalls über die bis jetzt festgesetzten
7% hinausgehen. Die Regierung plant in England eine Quote von 10%. Die geplante Erhöhung der
Kernkapitalquote wird also in beiden Ländern wahrscheinlich nicht auf Protest stoßen. Die Deutsche
Bank hat sich bis jetzt noch nicht geäußert. Es ist aber zu erwarten, dass der Vorschlag aktuell in
Deutschland nicht wirklich auf Gegenliebe stoßen wird. Setzt sich die Deutsche Bank doch gerade mit
den Kosten für Griechenland auseinander und wird wenig erfreut sein, wenn weitere Kosten auf die
Bank zukommen.
Deutsche Bank kritisiert die EZB
Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, kritisiert das Vorgehen der EZB und stellt eine
einfache Rechnung zur Umschuldung der griechischen Kredite auf. Es sei nicht die Aufgabe der EZB
Staaten und deren Haushaltslöcher zu finanzieren. Vielmehr solle sich die EZB wieder auf ihre
eigentliche Aufgabe, die Sicherung der Preisstabilität, konzentrieren. Seiner Ansicht nach würde
die Griechenland Rettung 200 Milliarden Euro kosten und wäre weit einfacher zu bewältigen als dies
jetzt heiß diskutiert wird. Griechenland hat 340 Milliarden Euro Schulden, würde man den Gläubigern
170 Milliarden Euro abkaufen und in Anleihen des Europäischen Rettungsfonds umwandeln, blieben
noch etwa 30 Milliarden Euro, die abzuwickeln wären um das griechische Bankensystem zu stabilisieren.
Seiner Rechnung nach wäre mit den 200 Milliarden Euro das Problem gelöst, sind die Griechen wieder
bei den aufgekauften 170 Milliarden Euro angelangt, könne das Land wieder frisches Geld aufnehmen
und wäre wettbewerbsfähig. Dazu dürfe Griechenland aber zehn Jahre keine weiteren Schulden machen
und es wären keine Inspektoren notwendig, die Griechenland von außen kontrollieren. Ob die Lösung
wirklich so einfach ist? Und wird sich die Deutsche Bank freiwillig an der Rettung Griechenlands
beteiligen?
Fortschritt in der Frage des Rettungspaketes
Eine Lösung war so schnell nicht in Sicht, aber immerhin wurde ein Fortschritt in der Frage um das
griechische Rettungspaket erzielt. Deutschland konnte seine Forderung der Beteiligung privater
Gläubiger nicht durchsetzen. Aber immerhin wurde vereinbart, dass sich Banken und Versicherungen
auf freiwilliger Basis am Rettungspaket beteiligen können. Laufen alte griechische Staatsanleihen
aus, können diese auf freiwilliger Basis verlängert werden, ein Muss steht jedoch nicht dahinter.
Eine endgültige Entscheidung wurde aber immer noch nicht getroffen, für Anfang Juli ist ein erneutes
Treffen geplant. Über ein endgültiges Datum zur Auszahlung der dringend benötigten 12 Milliarden
Euro konnte man sich noch nicht einigen, als mögliches Datum wurde Anfang Juli genannt. Ackermann,
Deutschlands mächtigster Banker, fordert eine schnelle Einigung und das mit gutem Grund. Würden sich
die Wertverluste der griechischen Anleihen auf die Gewinnrechnung auswirken, bedeutet dies eine
massive Belastung für die Deutsche Bank. Die Deutsche Bank hat 1,6 Milliarden Euro in Griechenland
investiert, käme es zu einem Zahlungsausfall, müsste die Summe mit Eigenkapital unterlegt werden.
Eine zusätzliche Belastung für die Deutsche Bank, die die Gewinnrechnung schmälern würde. Ackermann
hatte sich selbst aber ein hohes Ziel für Ende 2011 gesetzt und sieht dieses nun in Gefahr. Bei
einer freiwilligen Verlängerung der Staatsanleihen hoffen die Gläubiger nun, dass dies seitens der
Ratingagenturen nicht als Zahlungsausfall gewertet wird. Diese Hoffnung scheint umsonst, denn die
Ratingagenturen haben schon verlauten lassen, dass sie auch freiwillige Verlängerungen als Zahlungsausfall
einstufen werden. In Kombination mit der Forderung der internationalen Bankenaufsicht, steht Ackermann
unter Druck und wird die Forderung der Bankenaufsicht sicherlich nicht ohne Protest hinnehmen wollen.
Denn sein Ziel der Gewinnrechnung für 2011 wird Ackermann ganz sicher nicht kampflos aufgeben.
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