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Kapitalflucht


Unter Kapitalflucht versteht man den plötzlichen und in großen Mengen erfolgten Transfer von Vermögen, Geld oder Edelmetallen oder Sachwerten ins Ausland. Ziel der Kapitalflucht ist immer die Werterhaltung des Kapitals. Gründe für die Kapitalflucht sind beispielsweise Angst vor Diebstahl, Inflation oder Deflation, Verdeckung krimineller Aktivitäten, zu hohe Einkommenssteuern, Doppelbesteuerung, politische Unzufriedenheit oder Angst vor staatlicher Enteignung.

Kapitalflucht kann auf legalem oder illegalem Wege geschehen. Nicht zur Kapitalflucht zählen normale internationale Kapitalbewegungen, wie z.B. Direktinvestitionen. In den meisten Fällen steht die Kapitalflucht in engem Zusammenhang mit staatlichem Handeln, so wird Kapital häufig in das Ausland gebracht, wenn hohe Steuererhöhungen angekündigt und auch umgesetzt werden. Es ist aber nicht möglich aufgrund der Kapitalflucht Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Lage eines Landes zu ziehen. Die wirtschaftliche Prognose eines Landes kann nur anhand gesamtwirtschaftlicher Entwicklung gewertet werden. Nicht selten fließt Kapital aus Kapitalflucht wieder in das Land zurück, wenn dann aus dem Ausland Investitionen mit Kapital aus der Kapitalflucht getätigt werden.

Zur Kapitalflucht zählt auch der Nachfragerückgang nach Aktiva innerhalb eines Landes. Bedingt durch die Globalisierung wird es immer schwieriger legale und illegale Kapitalflucht zu unterscheiden. Obwohl die Kapitalflucht als Steuerhinterziehung die häufigste Form ist, ist sie nicht immer gleichzusetzen mit Schwarzgeld. Es ist in der Kapitalflucht zu unterscheiden, ob das Kapital außer Landes gebracht wird, um es im Heimatland nicht versteuern zu müssen oder ob legale Investitionen im Ausland getätigt werden. Aktuellstes Beispiel von Kapitalflucht (Stand Juli 2011) ist Griechenland. Aufgrund der Krise des Landes begehen vor allem mittelständische Griechen Kapitalflucht und bringen ihr Vermögen in das Ausland, da die Zukunft der griechischen Finanzen als sehr instabil angesehen wird. Bei einer möglichen Pleite des Staates ist nicht sicher, inwieweit das Kapital der Anleger noch sicher ist, also wird es außer Landes gebracht. Entgegen der Kapitalflucht der Steuerhinterziehung, die keine wesentlichen Auswirkungen auf die Stabilität des Staates hat, hat diese Form der Kapitalflucht für das Land gravierende Folgen.



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