Montag 20.12.2010 - Rubrik: Wirtschaft
Chinas Immobilienpolitik droht immer mehr zu einem Problem zu werden und am Markt wird
eine nächste Immobilienblase in China befürchtet. Dieses Mal kommt der Druck aber nicht
nur von außen, auch China selbst sieht sein Problem und beginnt einen Kurswechsel. Die
Inflation nimmt zu, Chinas Wachstum ist rasant. Die bis jetzt eher lockere Geldpolitik
zwingt China den Tatsachen ins Auge zu sehen und zu handeln. Man spricht von einem
"fundamentalen Kurswechsel", denn plötzlich heißt es aus China die Inflation müsse bekämpft
werden, es wird von Zinserhöhungen gesprochen und auch die Kreditvergabe soll deutlich erschwert
werden. Bis jetzt hatte China alle Karten auf Wachstumsförderung gesetzt, doch nun will man
umschwenken. Von einer lockeren Geldpolitik zu einer vorsichtigen Geldpolitik, die Inflation
muss bekämpft werden, das Wachstum gebremst werden.
China überholt sich selbst
Wachstum und Wachstumsförderung an sich ist ja nicht schlecht, doch wenn man das Wachstum
mit "billigem Geld" so stark anheizt, dass man sich quasi später selbst überholt, muss irgendwann
die Bremse gezogen werden. Chinas Inflation erreichte in den letzten Monaten Höchstwerte, die
Verbraucherpreise stiegen im Oktober um 4,4%, gemessen zum Vorjahr. Die Immobilienpreise vor
allem in Chinas dicht besiedelten Städten stiegen um 50%. Große Mengen Geld fließen in den
Markt, Spekulanten wittern das Geschäft ihres Lebens, nun droht die Blase zu platzen.
Neue Kontrollen der Liquidität und Inflation
Die chinesische Regierung hatte schon im Oktober zum ersten Mal nach drei Jahren den
Leitzins wieder angehoben, schon einen Monat später im November wurden die Mindestanforderungen
der Geldreserven für chinesische Banken erhöht,
zudem kündigte man erstmalig nach langer
Zeit Preiskontrollen für Lebensmittel an. Bis 2011 rechnet man in China mit insgesamt 5
Schritten zur Zinsanhebung. Die straffere Geldpolitik soll die Wirtschaft beruhigen und
Spekulationen eindämmen.
Ursachen der Immobilienblase
Wirtschaftswunderland China, der Markt boomt, auch ausländische Firmen zieht es vermehrt
nach China. Von Chinas rasantem Wachstum möchte nach Möglichkeit jeder etwas abhaben. Chinas
Wachstum beträgt jährlich 10%. Mit dem Wirtschaftswachstum ging man in China davon aus, dass
auch Neubauten in riesigen Mengen benötigt werden. In den letzten Jahren flossen Milliarden
in die Baubranche, riesige Wolkenkratzer, Bürokomplexe und Wohnungen wurden neu gebaut. Heute
wirken ganze Stadtteile wie ausgestorben. Aus ärmeren Landstricken zogen die Menschen in die
Städte, um dort ihr Glück zu finden. Mit der enormen Nachfrage stiegen auch die Preise enorm,
Preise die dann aber niemand mehr bezahlen konnte. Aber die zahlreichen Neubauten wurden mit
Krediten finanziert, spekuliert wurde mit extrem hohen Preisen, nun bleiben die Mieter aus
und damit auch die Mieteinnahmen. Ohne dies können aber die Investoren ihre Kredite nicht
bezahlen. Dies hätte zur Folge, dass zahlreiche Banken in China auf Milliardenschweren Krediten
sitzen bleibt. Würde also die Immobilienblase platzen, könnte auch der Wachstumsgigant China
schwer ins Wanken geraten.
IWF fordert die neue Geldpolitik schon lange
Der IWF (Internationale Währungsfond) fordert die neue Geldpolitik schon länger. Immer wieder
wurde China kritisiert seine Währung künstlich niedrig zu halten, um so die heimische
Exportwirtschaft zu stärken. Dies verärgerte auch die USA, deren Exportwirtschaft schwächelt
und mit dem wachsenden China einen großen Konkurrenten bekam. Bis vor kurzem ignorierte China
die Forderungen seitens der USA und dem IWF, umso erfreuter zeigt man sich nun im Internationalen
Währungsfond und begrüßt die Wende in Chinas Geldpolitik. Der IWF forderte schon länger ein
Eindämmen der Spekulationsblase in China und höhere Hypothekenzinsen, um den Immobilienmarkt
abzukühlen und Spekulanten den Boden zu entziehen. Neben den Investitionen in Immobilien muss
China auch andere Bereiche weiter ausbauen, um zukunftsfähig zu bleiben. China plant bereits
weitere Schritte und will nicht nur seine Geldpolitik verändern. Offenbar sind in den nächsten
Jahren Milliardenschwere Investitionen in anderen Bereichen geplant. Aus Insiderkreisen wurde
bekannt, dass China wohl in den nächsten Jahren Investitionen in Höhe von 1,5 Billionen Dollar
in den Bereichen erneuerbaren Energien, Biotechnologie, neue Informationstechnologien, Autos
mit alternativen Antrieben und moderne Werkstoffe. Wird China seine aktuellen Probleme in den
Griff bekommen und seine Pläne tatsächlich in der Form umsetzen, dann könnte das jetzt schon
riesige Land noch riesiger werden und zu einem noch größeren Weltwirtschaftsfaktor aufsteigen.
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