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Naht die Zinswende des Leitzinses


Montag 10.01.2011 - Rubrik: Wirtschaft

Schon im Jahr 2010 wurde immer wieder darüber spekuliert wie lange die EZB (Europäische Zentralbank) den historischen Tiefstand des Leitzinses aufrecht erhalten würde. Eine voraussichtliche Anhebung prognostizierten Experten für dieses Jahr. Droht nun mit der steigenden Inflation auch endgültig die Zinswende? Die Teuerungsrate bringt die EZB in Zugzwang und die Spekulationen, wann die EZB endlich handeln wird, sind wieder offen. Am Dienstag teilte die Statistikbehörde Eurostat überraschend mit, dass die Kosten für die Lebenshaltung um 2,2% gestiegen sind. 2010 stieg allein der Rohölpreis um 15%. Das ist die höchste Teuerungsrate seit 2008. Verantwortlich sind vor allem die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise. Außerdem haben einige EU-Länder den Mehrwertsteuersatz angehoben, um ihre Finanzlage zu verbessern. Experten erwarten, dass die Inflationsrate 2011 langfristig bei etwa 2% liegen wird, aber nicht unter 2% fallen wird.


Muss die EZB den Leitzins anheben?

Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer erwartet, dass die EZB spätestens in der zweiten Jahreshälfte den Leitzins anheben wird. Eine Verlängerung des Zinstiefstandes sei angesichts der Inflationsrate nicht angemessen. Weiterhin erwartet Mayer eine vorsichtige Normalisierung der Zinsen. Andere Experten, wie zum Beispiel der Commerzbank-Analyst Christoph Weil erwarten vor dem nächsten Jahr keine Anhebung der Leitzinsen. Weil erwartet, dass die gestiegene Inflationsrate die EZB nicht zum Handeln bewegen wird. Seiner Meinung nach müsse die Inflationsrate weiterhin kontinuierlich ansteigen, damit die Europäische Zentralbank sich zum Handeln veranlasst sehen würde.


Steigende Leitzinsen dämpfen den Konsum

Die Prognosen für das Jahr 2011 sehen bis jetzt sehr gut aus, sinkende Arbeitslosenzahlen, konsumfreudige Verbraucher, auch die Autoindustrie verspricht sich von der Kauflaune der Verbraucher ein gutes Jahr. Insgesamt gibt sich Deutschland zufrieden bis optimistisch. Will die EZB den Aufschwung nicht gefährden, in dem sie den Leitzins anhebt? Eine Anhebung des Leitzinses würde damit auch Kredite verteuern. Damit würde man automatisch auch den Konsum bremsen, höhere Zinsen führen wieder zu mehr Sparsamkeit, Anschaffungen und Investitionen werden dann wieder überlegter und vorsichtiger getätigt. Die steigenden Zinsen würden dann auch die ohnehin schon schwächelnden EU-Länder belasten, die auf die niedrigen Zinsen und eine anziehende Konjunktur angewiesen sind. Und genau dies ist auch das Hauptziel der EZB, der Inflation den Kampf anzusagen. Warum die Taktik der EZB angebracht ist, zeigt ein Rückblick in das Jahr 2008. Hier wurden die Leitzinsen kurz vor der Lehman Brothers Pleite angehoben, kurz darauf brach die Weltwirtschaftskrise aus. Diese Erfahrung dürfte die EZB wahrscheinlich davon abhalten dieses Jahr den Leitzins anzuheben.


Bessere Zahlen in Deutschland:

Während die EU-Inflationsrate steigt, sehen die Zahlen in Deutschland besser aus. Hier liegt die Inflationsrate deutlich unter 2%. Außerdem wird für das laufende Jahr erwartet, dass die zu erwartenden Lohnerhöhungen den Konsum nochmal ansteigen lassen werden, für die Selbstständigeneinkommen wird ebenfalls eine Anhebung erwartet. Eher schlechter sieht es für die Deutschen Rentner aus. Hier werden die Rentenbezüge dieses Jahr nur um 1% steigen, rechnet man die Inflationsrate gegen, bleibt den Rentnern unterm Strich weniger Rente im Geldbeutel. Obwohl diese Zielgruppe immer noch wächst, wird aber von den Rentnern in Deutschland keine größere Kaufkraft ausgehen. Die Erhöhung der Kaufkraft liegt bei den Arbeitnehmern und Selbstständigen, deren Einkommen höher steigen wird als die Inflationsrate. Demzufolge werden zahlreiche Deutsche 2011 mehr Geld zur Verfügung haben, was den Konsum erneut leicht ansteigen lassen wird.