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Die Santander Bank kauft Privatkundengeschäft der SEB


Freitag 23.07.2010 - Rubrik: Banken

Verhandlungen, Verkauf und das Sorgenkind


Seit Monaten schon spekulieren Finanzexperten, an wen das deutsche Privatkundengeschäft der schwedischen SEB Bank verkauft wird - neben der italienischen Unicredit und der Hypo-Vereinsbank ist es jetzt, der spanische Großkonzern Santander, der den Zuschlag für 555 Millionen Euro erhalten hat. Zwar wächst die Santander in Deutschland damit deutlich, jedoch ist dennoch nicht abzustreiten, dass es sich bei dem Privatkundengeschäft der SEB Bank um ein eher schlechtes Geschäft handelt - weswegen die Santander von einem Sorgenkind dennoch profitiert? Durch Wachstum.


Die Expansionswege der spanischen Santander

Mit dem Zukauf wächst die Santander um 173 Filialen und rund eine Millionen Privatkunden in Deutschland. Gut 2400 Mitarbeiter unterstützen die jetzt viertgrößte Privatbank in Deutschland. In der Vergangenheit machte die Santander schon mit 2008 mit dem Ankauf der GE Money Bank auf sich aufmerksam, kurz darauf folgte das Ratenkreditgeschäft der Royal Bank of Scotland, mit welchem sich die spanische Bank nicht nur auf dem Markt positioniert, sondern zusätzlichen Ziele für die Zukunft definierte. Trotz Wirtschaftskrise ist Deutschland noch immer ein lukrativer Wirtschaftsstandort - dass das jedoch nicht nur für das Privatkundengeschäft gilt, sondern auch für Firmenkunden zeigt die Absicht der SEB Bank. Diese verkauft zwar ihr Privatkundengeschäft, welches eindeutig zu wenig Angebotsspielraum hatte um sich langfristig auf dem Markt halten zu können, das Geschäft mit den Firmenkunden hingegen bleibt.


Die Perspektiven der SEB

Mit ihrem Hauptsitz in Frankfurt ist die SEB Bank schon seit über 30 Jahren in Deutschland tätig, wobei erst vor rund zehn Jahren ein Eintritt in das Segment der Privatkunden erfolgt. Diese Schritte wurde begünstigt durch den Ankauf des Privatkundengeschäftes der BfG Bank. Nachdem das Jahr 2009 jedoch mit einem Verlust von 117 Millionen Euro eine deutliche Belastung für die SEB Bank gewesen ist, war es nur eine Frage der Zeit bis dieses Segment abgestoßen werden musste. Des einen Freud ist des anderen Leid, könnte man zunächst meinen - trifft in diesem Fall jedoch nicht ganz zu. Nicht nur, dass sich die spanische Santander mit dem Ankauf einen Bereich geholt hat, der wieder aufgebaut werden muss, nein, auch der SEB Bank nützt der Verkauf nur wenig. Zwar wurden 555 Millionen erhalten, dennoch müssen neben den Kosten für den ordnungsgemäßen Verkaufsvollzug von Seiten der SEB Bank noch so genannte Restruktierungskosten getragen werden - insgesamt handelt es sich letztendlich dabei um eine Summe von 455 Millionen Euro für die SEB. Die Wege der Zukunft sind für die SEB jedoch auch in Deutschland gesichert, nur mit verlagertem Fokus: Die verbleibenden 1200 Mitarbeiter werden sich in Deutschland neben dem Firmenkundengeschäft auch um Fonds und die gewerbliche Immobilienfinanzierung kümmern - entsprechend kann man davon ausgehen, dass die SEB so schnell nicht vom deutschen Markt verschwindet, obschon das Verbrauchervertrauen durch den Verkauf des privaten Bereiches vermutlich gelitten hat.


Die Vorteile des Ankaufs für die Santander

Betrachtet man die Summen, mit denen der Verkauf einhergeht, wird klar, dass es der Santander mit Sicherheit nicht darum ging ein besonders profitables Geschäft zu machen, sondern eher das zielstrebige Wachstum des eigenen Unternehmens in Deutschland voran zu treiben, verfolgte. Die schon bestehenden sechs Millionen Privatkunden und 176 Filialen ergänzten den Nettogewinn des spanischen Mutterkonzerns, trotz Krise, im vergangenen Jahr mit 385 Millionen. Für die spanische Santander sind die Aussichten in Deutschland entsprechend rosig - die bisherigen Erfolge durch Bankenprodukte aus den Bereichen Konsumenten- und Autofinanzierung werden jetzt optimal ergänzt und es können erste Schritte in Richtung Wertpapierhandel und Hypothekengeschäft gemacht werden.


Eine Übernahme ohne Konsequenzen für Verbraucher und Mitarbeiter

Was das für Verbraucher und Mitarbeiter heißt, wurde lange diskutiert und insbesondere von Finanzexperten gefürchtet - selten geht ein Verkauf über die Bühne, der für alle gut ausgeht. In diesem Fall handelt es sich jedoch um einen durchaus fairen Verkauf. Nicht nur, dass sich für Privatkunden nichts ändert, nein, auch die Mitarbeiter der SEB Bank wurden sozusagen mitverkauft - alle haben eine Beschäftigungsgarantie erhalten, die noch bis 2011 wirksam ist.


Der Finanzmarkt bis Ende 2010: wechselnde Übernahmen

Das Expansionsbestreben der spanischen Santander ist zur Zeit ein allgemein auftretendes Phänomen, da auch andere Banken einzelne Segmente verkaufen und derzeit am Verhandlungstisch sitzen. Dazu zählen unter anderem die Trennung der Commerzbank vom Eurohypo bis 2014, der Deutsche Bank- Verkauf seiner Tochterbank BHF und gegenwärtig besonders aktuell: die Abtretung der West Immo, welche bislang zur West LB gehörte. Welche Bank jetzt ihre Chancen des Wachstums wahrnimmt und somit deutlich zeigt, gestärkt aus der Wirtschaftskrise hervorgegangen zu sein, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Dass jedoch alle zukünftigen Verkaufe für Mitarbeiter und Kunden ohne Folgen bleibt, ist eher zu bezweifeln.