Freitag 06.05.2011 - Rubrik: Allgemeines
Eine Bank kämpft um ihren Ruf
In der letzten Woche sind die Schlagzeilen um die Deutsche Bank noch deutlich positiver ausgefallen.
Josef Ackermann gab bekannt, dass er weiterhin sein Jahresziel erreichen will, die Zahlen ließen auch
die letzten Zweifler verstummen. Doch diese Woche sieht die Nachrichtenwelt etwas anders aus. Eine
Bank kämpft um ihren Ruf, die Deutsche Bank im Zwielicht und im Visier der US-Justiz. Zwei Anzeigen
aus den USA innerhalb einer Woche, die US-Justiz verschärft ihr Vorgehen gegenüber internationalen
Großbanken und die Deutsche Bank befindet sich mittendrin.
Was war passiert und sind wirklich immer die anderen schuld?
Erst haben sie sich alle eine goldene Nase verdient, dann platzte die Blase und die Investmentbank Lehman
Brothers ging pleite. Niemand wollte schuld sein, alle schieben sie die Schuld nun hin und her. Banker
und Aktionäre, Broker und Ratingagenturen und auch die Regierung weist jegliche Verantwortung von sich.
Im glanzvollen Licht der Großverdiener haben sie sich alle gerne gesonnt, doch im Schatten der Finanzkrise
und Bankenpleiten mag sie niemand mehr sehen lassen. Nach der Klage der Staatsanwaltschaft in Los Angeles
weist auch die Deutsche Bank jegliche Schuld von sich, niemand will es gewesen sein. Es klingt fast schon
ein bisschen trotzig, wenn man die Aussage: "Die Klage wurde gegen die falsche Bank eingereicht", liest.
Die Anklage der Staatsanwaltschaft in Los Angeles liest sich sehr unschön. Man wirft der Deutschen Bank
vor, sie habe Menschen unrechtmäßig aus ihren Häusern geworfen, später soll sie dann die zwangsgeräumten
Häuser verwahrlosen haben. Ein unschöner Vorwurf auf der weißen Weste Ackermanns, der sich selbst auf
der Überholspur sieht, trotz Finanzkrise und Bankenpleiten.
Déjà-vu der Finanzkrise
Sieht man sich die Papiere an, dann scheint die Deutsche Bank sogar im Recht zu sein, denn sie fungierte
nur als Treuhänder. Sie sei gar nicht für die Zwangsräumung zuständig gewesen. Wirklich verantwortlich
seien die so genannten „Loan Servicer“. Diese Bezeichnung steht in den USA für die Dienstleister, die den
Inkassobüros vorgeschaltet sind. Sie kümmern sich um Mietschulden, Zinseintreibungen und wenn es notwendig
wird, eben auch um Zwangsräumungen. Vordergründig hat man damit ganz einfach die Schuldigen gefunden. Doch
genau dies war eines der Hauptprobleme der Immobilienblase in den USA. Die Finanzprodukte wurden so
kleingehackt und zerstückelt, dass am Ende gar nicht mehr genau nachvollziehbar gewesen ist, wer die
Verantwortung tatsächlich trägt. Die Suche nach den Verantwortlichen verläuft schleppend und meist sogar
im Sande. Die Wege sind gar nicht mehr bis ins Detail nachzuvollziehen. Die hinterlassenen Schäden dafür
umso deutlicher.
Geisterstädte in den USA
Die Folgen der Immobilienblase waren verheerend und sind bis heute deutlich nachvollziehbar. Ganze
Geisterstädte sind zurück geblieben. Häuser wurden komplett zugenagelt, keine Chance für die ehemaligen
Bewohner zurückzukehren. Die Stadt Los Angeles beklagt gerade einmal 2.200 Häuser, doch die Vorfälle sind
im ganzen Land verstreut. An dem Vorgehen der Staatsanwaltschaft in Los Angeles könnten sich zahlreiche
Gemeinden in den USA ein Beispiel nehmen und diesem folgen. In den Nachrichten werden die leer stehenden
Häuser und die Armut der damaligen Bewohner nur allzu gerne veröffentlicht. Dabei haben die Amerikaner selbst
ihren Teil dazu beigetragen. Zahlreiche Zwangsräumungen waren rechtlich unwirksam. Teilweise wurden die
Papiere nur noch mit einem Kürzel des Bankbeamten versehen, geprüft wurden nur noch Einzelfälle, tausende
Amerikaner verloren ihr Heim, weil die Zwangsräumungen nur noch nach Schema F abgewickelt wurden. Das Ganze
ging so lange gut, wie Richter die Urteile ebenfalls oberflächlich sprachen, doch irgendwann begann man
hinter die Kulissen zu schauen und die Urteile zu den Zwangsräumungen wurden reihenweise abgelehnt. Nach
den teils chaotischen Zuständen wurden die gesetzlichen Regelungen in den USA endlich verschärft und zugunsten
der Immobilieneigentümer geändert.
Imageschaden für die Deutsche Bank?
Die Folgen für die Deutsche Bank sind noch nicht absehbar. Erst kürzlich sah sich die Deutsche Bank mit einer
Klage des Justizministeriums konfrontiert. Die US-Regierung unterstellt der Deutschen Bank unverantwortliches
Handeln bei der Kreditvergabe. Im Gegensatz zu vielen anderen Banken, ging die Deutsche Bank unversehrt aus
der Finanzkrise heraus. Nun muss sie sich gleich mit zwei Klagen aus den USA innerhalb einer Woche auseinandersetzen.
Ein spätes Nachspiel, aber ganz sicher keines ohne Folgen. Selbst wenn die Klagen aufgrund eines Vergleiches
eingestellt werden, eine durchaus übliche Praxis in den USA, bleibt der Imageschaden haften und wie sich
dieser auswirken wird, das kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Josef Ackermann selbst beurteilt
die Lage ebenfalls stärker nach dem möglicherweise folgenden Imageschaden und weniger nach einem möglichen
finanziellen Verlust. Er wird mit der Aussage zitiert: "Die Bank hat ihre Lehren aus der Finanzkrise gezogen.
Ich selbst betone seit Jahren, dass kein Geschäft es wert ist, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel
zu setzen."