Dienstag 28.06.2011 - Rubrik: Kredit
Wer trendy sein möchte muss heute tief in die Tasche greifen, das gilt nicht nur für
Erwachsene, sondern auch für Jugendliche. Das Drama beginnt häufig schon auf dem Schulhof,
Handys werden verglichen, MP3-Player ebenfalls und mit einem alten Röhrenfernseher im Zimmer
will sich heute kaum noch jemand sehen lassen. Hightech in allen Lebensbereichen, früh wurde
ein Girokonto eröffnet und nicht selten wird mit dem ersten Ausbildungsgehalt auch gleich der
erste Dispokredit eingeräumt. Banken und Onlineshops, Versandhäuser und Elektronikmärkte
werben gezielt um jugendliche Verbraucher und locken mit günstigen Ratenkrediten. Das Angebot
übersteigt nicht selten das Guthaben, doch wer mithalten will muss dafür ordentlich bezahlen.
Immer häufiger geht die Rechnung nicht auf, das hat zur Folge, dass sich immer mehr Jugendliche
verschulden und ihre vermeintlich günstigen Kredite nicht mehr tilgen können. Bevor die
Ausbildung abgeschlossen ist, haben viele junge Menschen schon unangenehme Erfahrungen mit
Rückzahlungsschwierigkeiten machen müssen.
Günstige Ratenkredite werden zur Schuldenfalle
Null Prozent Zinsen und geringe monatliche Tilgungen, so lauten die Werbeversprechen für Smartphones,
iPads und den neuesten LCD-Fernseher. Laut einer aktuellen Studie der Kreditauskunftei Schufa
geraten immer öfter junge Menschen in die Schuldenfalle. Junge Menschen geraten wesentlich häufiger
in die Schuldenfalle als der Durchschnitt der Deutschen. Eine Ausfallquote von 2,5% sei zwar ein
guter Wert, im Vergleich dazu liegt die Ausfallquote in den USA bei 7,5%, doch in der Altersklasse
der 18- bis 19jährigen liegt der Wert bei 3,5%. Obwohl es meist um Beträge um die 1.000 Euro geht,
haben die ausgefallenen Ratenkredite keinen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaft. Die Finanzen
eines Jugendlichen können sie dennoch nachhaltig beeinflussen. Die Null-Finanzierung im Elektronikmarkt
oder das neue Smartphone bedeuten gleichzeitig auch immer eine Kreditaufnahme. Rund 42.400
Ratenkrediten in der Altersgruppe der 18- bis 19-jährigen stehen schon 804.000 Kredite in der Gruppe
der 20- bis 24-Jährigen gegenüber. Das Denken der jungen Menschen und die klare Übersicht über ihre
Finanzen verändern sich. Finanzkompetenz nennen Experten den Umgang mit Geld heute.
Finanzkompetenz kann man lernen
Finanzkompetenz kommt mit den Jahren, aber wer sie frühzeitig lernt, kann so manche unangenehme
Erfahrung schon früh meiden. Wer früh gelernt hat wie einfach es ist Schulden zu machen und seine
Wünsche mit vermeintlich günstigen Ratenkrediten
zu finanzieren, wird auch in seinem späteren Leben
schneller verschuldet sein. Genauso wenig wie Eltern einen Vorschuss auf das Taschengeld zahlen
sollten, weil das Kind nicht warten will bis es wieder Taschengeld gibt, genauso wenig sollten
Jugendliche schon früh Wünsche über Finanzierungen realisieren. Die Schufa möchte ihren Teil dazu
beitragen und hat dazu das Programm "Schufa macht Schule" entwickelt. Damit stellt sie Lehrern an
den Schulen kostenloses Material zur Verfügung, um Kindern und Jugendlichen Finanzkompetenz zu
vermitteln. Egal ob es sich um unbezahlte Handyrechnungen handelt oder günstige Finanzierungen über
den Elektronikmarkt, wenn die Ratenzahlungen stocken, alle Vorgänge werden an die Schufa gemeldet
und beeinflussen schon früh die Kreditwürdigkeit der jungen Menschen. Finanzkompetenz in einem
Zeitalter, in dem das Schulessen der 6-jährigen schon per Geldkarte bezahlt werden soll, scheint
dringend notwendig. Außerdem kann jeder Verbraucher einmal im Jahr eine kostenlose Schufa Auskunft
anfordern und so nachvollziehen welche Daten an die Schufa gemeldet wurden.
Auch Eltern haben Verantwortung
Aber nicht nur in den Schulen sollte Finanzkompetenz ein Bestandteil sein, auch die Eltern haben
Verantwortung gegenüber ihren Kindern. Eltern sind das beste Beispiel wie man sein Geld richtig
verwaltet. Wenn Eltern ihren Kindern offen vorleben, dass nahezu alles über einen Kredit zu kaufen
ist, dann ist dies für die Kinder in der Familie natürlich ein schlechtes Beispiel. Werte, wann es
sich lohnt einen Ratenkauf abzuschließen und welche Dinge des Lebens angespart werden sollten,
sollten schon zuhause vermittelt werden. Kinder müssen schon sehr früh lernen ihr Taschengeld zu
sparen, um Anschaffungen tätigen zu können. Ein Kind, das schon mit 6 Jahren "Schulden" bei seinen
Eltern hat, wird genauso früh lernen Schulden zu machen. Das Taschengeldkonto sollte nicht überzogen
werden und Finanzkäufe in den frühen Jahren vermeiden. Ein schickes und trendy Handy funktioniert
auch mit einer Prepaid Handykarte und den neuen Fernseher kann man sich auch zu Weihnachten schenken
lassen, statt ihn mitten im Jahr in einem Elektronikfachmarkt auf Raten zu kaufen.
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